Zwei visionäre Weltbürger, ein gemeinsamer Herzenswunsch: Der 2003 in New York verstorbene palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said und der in Berlin lebende argentinisch-israelische Dirigent und Pianist Daniel Barenboim vertrauten auf die verbindende Kraft der Musik auf dem Weg zu Frieden und gegenseitiger Akzeptanz im Nahen Osten, als sie 1999 das West-Eastern Divan Orchestra ins Leben riefen. Seitdem spielen arabische und israelische Musiker in diesem Orchester höchst erfolgreich zusammen. Den gleichen Idealen ist als Musikhochschule die Barenboim-Said Akademie in Berlin verpflichtet.
Aber auch vor Ort im Nahen Osten haben Said und Barenboim diverse Musik- und Bildungsprojekte initiiert. So konnte Said 2003 kurz vor seinem Tod noch die ersten Schritte des Barenboim-Said Center for Music, der maßgeblichen Musikschule in Ramallah im Westjordanland, erleben. Daniel Barenboim hat seitdem gemeinsam mit Edward Saids Witwe, der Autorin Mariam C. Said, die Projekte weitergeführt und ausgebaut. 2015 gründete sich am Barenboim-Said Center for Music das Schulorchester Filasteen Young Musicians Orchestra (FYMO), das Palästinensische Jugendorchester.
Filasteen Young Musicians Orchestra: aufregendes und beglückendes Erlebnis

Nach Auftritten in seiner Heimatregion und seinem Debüt vor einigen Jahren in Wien präsentiert sich das FYMO nun zum ersten Mal in Berlin. Das Konzert findet im Pierre Boulez Saal statt und damit unter dem Dach der Barenboim-Said Akademie. Dieses Gastspiel wird für die jungen Talente ein aufregendes und zweifellos beglückendes Erlebnis, fühlt es sich doch wie ein Familientreffen an. Oder wie ein Andocken ans Mutterschiff. Schließlich gehören alle zur großen künstlerischen Familie, die durch die Gründerväter Barenboim und Said ermöglicht wurde. Außerdem ist das FYMO mittlerweile eine Talentschmiede, nicht wenige Mitglieder studieren später an der Berliner Barenboim-Said Akademie oder spielen im West-Eastern Divan Orchestra.
Auch Dirigent und Kontrabassist Nabil Shehata, seit 2019 Kontrabass-Professor an der Barenboim-Said Akademie, hat Studierende aus Ramallah in seiner Klasse in Berlin. Shehata leitet das Berliner Gastspiel des FYMO und freut sich, dass junge palästinensische Musizierende heute bessere Chancen haben. Er kennt das Orchester und die Musikschule von früheren Besuchen in Ramallah, hat das Barenboim-Said Center for Music als Ort der Begegnung erlebt: „Die Stimmung ist sehr gut. Die Schüler kommen nicht nur zum Unterricht dorthin, sondern üben auch dort, nicht zuhause wie in Deutschland. Auf diese Weise findet viel Austausch statt. Das ist gut für die Entwicklung im Zusammenspiel“, so Shehata, der vor dem Berliner Konzert in Ramallah mit dem FYMO proben und in der Region zwei gemeinsame Konzerte leiten wird.