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Wagners „Parsifal“ als Lichtspieloper

Ein Experiment, das Schule machen könnte

Das Theater Bielefeld und die Philharmoniker verwandeln Wagners „Parsifal“ in eine Lichtspieloper.

vonSabine Näher,

Die Ankündigung, diese Aufführung verwandle die Rudolf-Oetker-Halle „gleichermaßen in Konzerthalle, Kino und Opernbühne“, schürt hohe Erwartungen. Das Theater Bielefeld und die Bielefelder Philharmoniker haben sich nicht weniger vorgenommen, als Wagners „Parsifal“ im neuen Format als „Lichtspieloper“ zu präsentieren: Eine konzertante Aufführung wird mit einer visuellen Interpretation des Stückes auf drei Leinwänden gekoppelt. Alle, denen nur konzertant zu wenig bietet, moderne Inszenierungen aber nicht unbedingt liegen, könnten hier ihr Ideal finden.

Zudem bietet diese Lösung visuelle Möglichkeiten, die keine Bühneninszenierung je schaffen könnte – und dürfte weniger zeit- und kostenaufwändig sein als eine szenische Umsetzung. Ein überaus spannendes Experiment also, das Schule machen könnte. Denn gerade mit dem Mythos um den Gral, den Becher des letzten Abendmahls, in dem auch das Blut des gekreuzigten Christus aufgefangen wurde, sind unendlich viele Legenden, christliche Rituale und buddhistisches Gedankengut sowie philosophische Erörterungen verbunden. Verschiedenste Motive auf drei Leinwänden zeigen zu können, dürfte zahlreiche neue Deutungen und Assoziationen zulassen. Wagner setzte sich mit dem Themenkomplex immerhin fast vier Jahrzehnte lang auseinander.

Videobilder sollen die geheimnisvolle Symbolik des Werks verstärken

Das Theater Bielefeld konnte für seinen innovativen Ansatz mit Vincent Stefan einen Künstler gewinnen, der nicht nur als Videodesigner und Regisseur, sondern auch als Musiker und Komponist tätig ist. Seine Videos, die er in aller Welt aufgenommen hat, wollen gemeinsam mit Wagners Musik um die Frage kreisen: Was ist der Gral? Eine einfache Antwort kann und will Stefan darauf nicht geben, sondern vielmehr mit seinen „assoziativen, fast skulpturalen Bildern die Wirkung dieses geheimnisvoll symbolischen Werks verstärken“.

Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Alexander Kalajdzic. Den Parsifal singt Alexander Kaimbacher, der als Loge in Wagners „Rheingold“ in Bielefeld Erfolge feierte. Erstmals stellen sich hier Ursula Hesse von den Steinen und Bjárni Thor Kristinsson als Kundry und Gurnemanz vor. Den Amfortas gibt Frank Dolphin Wong und Yoshiaki Kimura ist als Titurel wie als Klingsor zu erleben.

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