Wurzer Sommerkonzerte 2022

Zwischen knorrigen Bäumen und Löwenzahn

Die Wurzer Sommerkonzerte locken mit Kammermusik im Innenhof des historischen Pfarrhofs.

© Wikiswat/Wikimedia Commons

Freilicht-Idylle mit blendender Akustik: Historischer Pfarrhof

Freilicht-Idylle mit blendender Akustik: Historischer Pfarrhof

Da sitzt er in einer Mauer­nische des historischen Pfarrhofs im bayerischen Wurz (Püchersreuth) und spielt Geige: kein geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart. Was ihn hierher in den Oberpfälzer Wald und in einen Ort mit weniger als 500 Seelen rund zwölf Kilometer nördlich der Max-Reger-Stadt Weiden verschlagen hat, weiß man nicht. Jedenfalls prägt seine Musik die alljährlich von Ende Juli bis Anfang September stattfindenden Wurzer Sommerkonzerte.

1988 wurden sie von der Berliner Ärztin Rita Kielhorn gegründet, die es bereits in den Siebzigern ebenfalls durch einen Zufall in die Oberpfalz verschlagen hatte. „Mein Schwager war damals Studienrat im Augustinum“, erzählte sie 2019 dem online-Magazin ONETZ. „Der Wurzer Pfarrhof stand damals schon eineinhalb Jahre leer, die Abrissbirne drohte“. Doch sie „verliebte sich sofort“ in die alten Gemäuer, dem einstigen Sommersitz des Abtes von Waldsassen, trotz der „abbröckelnden Fassade, der alten Türen und Schlösser, den Breviergang, in dem Schwalben Nester gebaut hatten und Fledermäuse ihren Wohnsitz hatten. Im Garten gab es alte knorrige Bäume, im hohen Gras blühte Löwenzahn“. Sie sei sich „wie in einem verwunschenen Schloss“ vorgekommen.

Neben Musik gibt es auch „Zoigl“

Nachdem polnische Musiker dem Hof eine hervorragende Akustik bescheinigt hatten, beschloss sie, Konzerte im Sommer stattfinden zu lassen. Das erste fand am 6. August 1988 statt, und alle waren begeistert: „Wurzer Sommerkonzerte – und das ganze Dorf macht mit“ oder „1000 Ohren hörten zu!“, lauteten die Schlagzeilen. Grundgedanke war, den Dialog „zwischen Ost und West“ zu fördern, was anfangs auf großen Widerstand seitens der staatlichen Künstleragentur der DDR stieß, die alle Reisegenehmigungen ausstellte.

Dennoch gelang es Kielhorn, Musiker aus Polen, Litauen, Moskau, Ungarn und der Tschechoslowakei nach Wurz zu holen. Freundschaften wurden geknüpft, die bis heute halten. Unter dem Motto „Trummet ist ein herrlich Instrument …“ werden auch für 2022 unter anderen Musiker aus Tschechien und Polen erwartet sowie die Posaunisten des Gewandhausorchesters, dazu norddeutsche Jazz-Musiker und das Barocktrompeten Ensemble Berlin. Und es gibt „Zoigl“, ein untergäriges Bier, das vor allem in der nördlichen Oberpfalz verbreitet ist.

concerti-Tipp:

Wurzer Sommerkonzerte
30.7.-3.9.2022
TenHagen Quartett, Liv Migdal, Barocktrompeten Ensemble Berlin u. a.
Historischer Pfarrhof

Kommentare sind geschlossen.