Mittelmaß interessiert ihn nicht. Für Heinz Holliger muss Kunst bis an die Grenzen gehen. Erst wenn ein musikalischer Gedanke konsequent zu Ende gedacht wird, entsteht etwas Besonderes und Einzigartiges. Der Schweizer ist ständig auf der Suche nach einem neuen Zugang, um auf diese Weise ins Zentrum vorzudringen. Das sei für ihn das Zeichen des Schöpferischen. Als Komponist, Dirigent und Oboist drehen sich viele seiner Gedanken um Luft und Atem. Er entwickelte neue Spieltechniken für sein Instrument und pflegte gleichzeitig kontinuierlich das historische Repertoire. Zudem setzte er sich engagiert für vergessene Kompositionen der Barockzeit und der Klassik ein.
Imaginäres Gespräch mit dem jungen Heinz Holliger
Ab den 1960er Jahren zählte der Schweizer zu den experimentierfreudigsten Vertretern der zeitgenössischen Avantgarde. Komposition studierte er unter anderem bei Pierre Boulez sowie Sándor Veress. Unter seinen Augen erschuf Holliger einen leidenschaftlichen Klavierzyklus, nachdem er Christian Morgensterns Gedicht „Vorfrühling“ gelesen hatte. Fast ein halbes Jahrhundert später hat er seine Morgenstern-Lieder orchestriert – nur die Singstimme blieb unverändert. Es sei das einzige seiner Frühwerke, das ihm noch heute wirklich persönlich erscheine.
Anlässlich des 80. Geburtstags des Komponisten am 21. Mai verwickelt Autor Georg Beck zwei Nachwuchsinterpreten in ein imaginäres Gespräch mit dem jungen Holliger. Extra für die Sendung wurden die „Sechs Lieder nach Gedichten von Christian Morgenstern“ und „Dörfliche Motive“ von Sängerin Rose Weissgerber und Pianist Lucas Huber-Sierra neu eingespielt – die beiden Studenten der Kölner Musikhochschule sind etwa so jung wie der Komponist damals, als er seine frühen Liedzyklen schrieb, und begeben sich auf Spurensuche in Holligers Jugend.
concerti-Tipp:
18.5., 22:05 Uhr
Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik – Vorfrühling seufzt in weiter Nacht. Dem Komponisten und Interpreten Heinz Holliger zum 80.
Heinz Holliger spricht über Kunst: