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Porträt Alessandra Vittini

Die Primaballerina mit dem Taktstock

Über den klassischen Tanz und den Gesang fand Alessandra Vittini zum Dirigieren – und gründete das New International Philharmonia Orchestra.

vonSebastian Klinger,

Rotes wallendes Haar, klarer Blick und immer ein Wogen und Wippen im Takt der Musik: Wer die kerzengerade Haltung von Alessandra Vittini beim Dirigieren sieht, denkt sofort an eine Primaballerina. Tatsächlich ist das Pult schon die dritte Station ihrer Karriere, denn die Künstlerin mit italienischen und ägyptischen Wurzeln startete ihre Laufbahn als klassische Tänzerin in der Klasse von Irina Grebina, die dereinst aus der weltberühmten Schule der Ballets Russes hervorgegangen war.

Doch schon bald widmete sie sich mehr dem genuin musikalischen Ausdruck und ließ ihren später gefeierten Sopran unter anderem in London ausbilden. Schon mit 16 Jahren gewann sie am Pariser Nationalkonservatorium ihren ersten Preis, bevor ihr weitere Auszeichnungen die Türen zu einer internationalen Karriere öffneten. So übernahm sie die Paraderollen in „Figaros Hochzeit“, „La Bohème“ und „Don Giovanni“.

Kein Beruf für Frauen?

Doch Alessandra Vittini reichte das nicht. „Ich hatte Eltern, die wollten, dass ich eine musikalische Ausbildung bekomme, also habe ich zuerst Klavier, klassischen Tanz und gleichzeitig Gesang studiert, und all diese Erfahrungen haben mich letztlich zum Dirigieren gebracht.“ 2011 gründete sie mit Preisträgern bedeutender internationaler Konservatorien ihr erstes Ensemble, das New International Chamber Orchestra, mit dem sie in ihrem eigenen Label Cosi Music erste Aufnahmen realisierte. Einige Jahre später wurde daraus das sinfonisch dimensionierte New International Philharmonia Orchestra mit nicht weniger als siebzig Mitgliedern, das 2021 erstmalig im Théâtre des Champs-Élysées auftrat – finanziert ohne öffentliche Mittel, nur mit Sponsorengeldern und dank der Hilfe engagierter Förderer.

Dass man Frauen noch immer recht selten am Pult sieht, nimmt Alessandra Vittini indessen sportlich. „Vielleicht reden wir jetzt mehr über ­Dirigentinnen, aber es gibt immer noch viel zu wenige, vielleicht fünfzig oder sechzig auf der ganzen Welt. Als ich anfing, sagten alle um mich herum, das sei kein Beruf für Frauen. Inzwischen hat sich das zum Glück geändert.“

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