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BTHVN2020 : Beethoven Pastoral Project

Ausdruck der Empfindung

Mit dem Beethoven Pastoral Project möchte die Beethoven Jubiläums Gesellschaft ein klangvolles Statement zum Klima- und Umweltschutz setzen.

vonElisa Reznicek,

Das Beethoven-Jahr wirft seine Schatten voraus: 2020 jährt sich der Geburtstag des Komponisten zum 250. Mal. Was natürlich groß gefeiert wird. Unter der Dachmarke „BTHVN2020“ gebündelt, lädt eine groß angelegte Initiative schon jetzt dazu ein, sich näher mit Beethoven und seinem Werk zu beschäftigen. Es gilt, neue Facetten zu entdecken, andere Perspektiven einzunehmen und innovative Konzepte zu entwickeln – Beethoven also quasi ins Heute zu holen, ohne seine musikgeschichtlichen Wurzeln zu kappen.

Teil davon ist auch das breit aufgestellte „Beethoven Pastoral Project“, das im Rahmen der UN-Weltklimakonferenz in Bonn im November 2017 vorgestellt und im Juni letzten Jahres gestartet wurde. Es läuft bis zum sogenannten „Pastoral Day“ am 5. Juni 2020. Die Aktion möchte, ausgehend von Beethovens sechster Sinfonie, der „Pastorale“, Aufmerksamkeit für das Thema „Mensch und Natur“ schaffen – seien es Spotlights auf Fragen des Umweltschutzes oder die Ziele des Pariser Klimaabkommens, schließlich ist Bonn nicht nur Beethovenstadt, sondern auch Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen.

Beethoven am Bache die Pastorale komponierend
Beethoven am Bache die Pastorale komponierend

Naturfreund Beethoven

Doch warum nun ausgerechnet Beethoven als Umwelt­bot­schafter? In der „Pastorale“ setzt der Komponist seiner großen Liebe zur Natur ein Denkmal. „Wie froh bin ich, einmal in Gebüschen, Wäldern, unter Bäumen, Kräutern, Felsen wandeln zu können“, schreibt er 1815 in einem Brief: „Kein Mensch kann das Land so lieben wie ich. Geben doch Wälder, Bäume, Felsen den Widerhall, den der Mensch wünscht …“ Die fünf Sätze der 1808 uraufgeführten Sinfonie sind eindeutig betitelt. Die Spannweite reicht vom ­„Er­wachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“ im ersten Satz über ein „Lustiges Zusammensein der Landleute“ im dritten bis hin zum Schlussatz mit der Anmerkung: „Hirtengesang, frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm“.

Obwohl Beethoven, dem die Programmmusik mit ihrer unmittelbaren Darstellung naturalistischer oder folkloristischer Szenerie zeitlebens fremd ist, die Partitur mit dem Hinweis „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei“ versieht, liegen die vielfältigen Bezüge klar auf der Hand. Vogelgezwitscher, das Plätschern des Baches, ja selbst das dunkle Grollen des Donners ist im Werk zu hören – dazu jene Gefühle, die der „wahren Freude inniger Widerhall“ sind. „Man überlässt es dem Zuhörer, die Situationen auszufinden“, betont der Komponist an anderer Stelle und liefert damit zugleich eine Steilvorlage für das bewusst offen gehaltene „Beethoven Pastoral Project“.

Beethoven-Büste im Garten des Bonner Beethoven-Hauses
Beethoven-Büste im Garten des Bonner Beethoven-Hauses

„Beethoven Pastoral Project“

Hier sind Solisten, Künstler, Ensembles und Orchester dazu eingeladen, sich über die Plattform beethoven-pastoral-­project.com zu vernetzen, ihre eigene Version der „Pastorale“ zu kreieren und gleichzeitig die Diskussion rund um Themen des Klima- und Umweltschutzes voranzutreiben. Am 5. Juni 2020, dem Welt­umwelttag, sollen dann so viele Beteiligte wie möglich die Ergebnisse live vorführen. Diese werden, so der Plan, aufgezeichnet und mit Statements aus aller Welt online veröffentlicht.

Mit dabei sind bislang unter anderem renommierte klassische Klangkörper wie das ­Berner Symphonieorchester unter Mario Venzago, das WDR Sinfonieorchester sowie das von Georg Solti gegründete World Orchestra for Peace. Doch auch aus anderen Sparten finden sich spannende Mitwirkende, darunter der amerikanische Philosoph und Jazzer David Rothenberg, dessen besonderes Interesse der Einbeziehung von Tiergeräuschen wie zum Beispiel von Walgesängen in der Musik gilt, der Electro-Act und DJ ­Michael Rütten oder auch der Grenzgänger zwischen Fotografie und Musik Tobias Melle.

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