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Buchrezension – Ben Shattuck: Die Geschichte des Klangs

Berührender Roman

Ben Shattuck erzählt in „Die Geschichte des Klangs“ von einer Liebe, die ein Leben lang nachklingt.

vonSabine Näher,

Auf wenig mehr als hundert Seiten entfalten sich zwei Lebensgeschichten, die durch den Fund unter den Dielen eines alten Hauses miteinander verbunden sind. Man hätte ebenso einen großen Roman aus diesem Stoff gestalten können. Doch der US-amerikanische Autor Ben Shattuck, der an der Küste von Massachusetts den ältesten Gemischtwarenladen Amerikas aus dem Jahr 1793 betreibt, zieht es vor, diese Ereignisse zu verdichten, die zum einen die geheime, nur einen Sommer lang währende Liebesgeschichte der beiden Musikstudenten Lionel und David im Schatten des Ersten Weltkrieges erzählen, zum anderen eine Episode aus Annies Leben Anfang der Achtzigerjahre, die sie erkennen lässt, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben und in einer Sackgasse gelandet zu sein.

Annie findet beim Ausräumen ihres Hauses, das sie von der Witwe des jung verstorbenen David erworben hat, die Wachsplatten, auf denen die beiden jungen Männer Jahrzehnte zuvor in den Wäldern New Englands Volkslieder aufgezeichnet haben, um diese Musiktradition zu bewahren. Der Fund lässt den berühmten Sänger Lionel erkennen, dass sein eigentliches Leben in diesen wenigen Monaten mit dem genialen Pianisten und Komponisten David bestanden hat und dass nach „dieser ersten kurzen Flutwelle eigentlich nur Rinnsale“ folgten. Seine Einsicht kommt zu spät. Doch Annie könnte ihrem unerfüllten Leben noch eine Wende geben. „Die Geschichte des Klangs“ ist ein faszinierendes Buch, das man in einem Rutsch liest – und seltsam berührt zurückbleibt.

Der US-amerikanische Schriftsteller Ben Shattuck

Die Geschichte des Klangs

Ben Shattuck
Hanser, 104 Seiten
20 Euro

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