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Buchrezension – Joachim Kühn & Michael Brüning: Der KühnFaktor

Im Wirbel der Sensationen und Abenteuer

Die Autobiografie des Jazzpianisten Joachim Kühn zeichnet die Ereignisfülle eines leidenschaftlichen Künstlerlebens nach.

vonRoland H. Dippel,

Er erhielt zusammen mit seinem Bruder Rolf Kühn den Deutschen Jazzpreis 2023, und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh ihm 2024 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Der 81-jährige Jazzpianist Joachim Kühn ist ein Vulkan. Das manifestiert sich auch in seiner Autobiografie. Da finden sich fast alle Bausteine von Promi-Memoiren in gedrängter Fülle und mit glasklarer Priorisierung: Erst die Musik als Magnet, Hypnose und Trance, weiter Begegnungen mit den Gurus der internationalen Szene, Stars und Starlets und schließlich feine Exzesse mit überschaubaren bis reichlichen Drogenerfahrungen. Der in Leipzig geborene und bei erster Gelegenheit sich in den Westen davonmachende Ausnahmemusiker startete mit ostdeutscher Prägung eine westdeutsche und internationale Spitzenkarriere.

Interessante Facetten bleiben im Dunkeln

Deren Puls hat auch sein die rapide Ereigniskette eines leidenschaftlichen Künstlerlebens nachzeichnender Text. Diesem folgen mit sattem Umfang Hommagen wesentlicher Wegbegleitender und Fotos aus acht Jahrzehnten. Zugegeben: Einiges hätte man gerne genauer erfahren von einer Person dieses gigantischen Erlebnis- und Erfahrungsspektrums – neben einer imponierenden Linie der besten Locations, der genialsten Kollegenfreunde und der rasantesten Gigs. Etwa, welche subversiven Ausdrucksformen im restriktiven Osten möglich waren und welcher ästhetische Wandel sich vollzog. Solche Details finden im Wirbel der Sensationen und Abenteuer kaum Platz. Ein Zeitdokument in grellen Farben wird hier aufgefächert, als steckten wir noch mittendrin in den 1970er- und 1980er-Jahren.

Co-Autor seiner Biografie: Jazzlegende Joachim Kühn.
Co-Autor seiner Biografie: Jazzlegende Joachim Kühn.

Der Kühnfaktor
Joachim Kühn & Michael Brüning
Alfred Music Publishing G
24,95 Euro

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