Donauwalzer, Kaiserwalzer und „Geschichten aus dem Wienerwald“ gehören mit ihrer Verherrlichung der Landschaft sowie der Habsburger Monarchie zu den Säulen des landeseigenen und internationalen Österreich-Bildes. Nicht nur deshalb ist der Donauwalzer im Begleitband des Wiener Theatermuseums zur Festjahr-Ausstellung 2025 und zum 200. Geburtstag von Johann Strauss II an vielen Stellen präsent: In den von Adele Strauss gelisteten Listen für Verlage, als Umarbeitung vom Chorlied zum Instrumentalstück und als Soundtrack von Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“. Die Aufsatzsammlung mit reichem Bildmaterial zum Wirken von Johann Strauss II vor allem im Wiener Kulturleben beinhaltet die Darstellung des urbanen Wachstums und des Knicks durch den Börsenkrach kurz vor der „Fledermaus“-Uraufführung. Die Autorinnen und Autoren blicken hinter die Fassade des riesigen Erfolgs, durch den die Musik von Johann Strauss II zu einem „Spiegel des Wiener Gemüts“ werden konnte und damit auch des immensen Drucks, dem der Orchesterleiter und Komponist auch in der Familie unter physischen Beschwerden standhalten musste.
Spannend ist die zu Strauss’ Lebzeiten keineswegs absehbare Aufnahme seiner Tanzkompositionen in das Repertoire der Wiener Philharmoniker und die Etablierung der Neujahrskonzerte. An der Schnittstelle von Stadtgeschichte und Apologie fehlt allerdings eine genauere Darstellung der Rezeption Strauss’ in den Jahren von Österreichs Beitritts zum „Dritten Reich“. Sehr lesenswert mit ihrer Beziehung zum Zeitgeschehen sind die Beiträge zum Operetten-Schaffen und zur wirtschaftlichen Situation der „Firma Strauss“.

Johann Strauss. Ein Leben für die Musik
Thomas Aigner, Stefan Engl & Kyra Waldner (Hg.)
Residenz, 304 Seiten
30 Euro