CD-Rezension Jubiläumsedition 175 Jahre Wiener Philharmoniker
Exzellent
Auf 44 CDs formt sich ein klingendes Porträt des Weltklasseorchesters sowie ein Best-of der größten Dirigenten des 20. und 21. Jahrhunderts
Was sind eigentlich die 44 CDs, die die Wiener Philharmoniker anlässlich ihres 175-jährigen Bestehens in einer aufwendigen Box zusammengefasst haben? Referenzaufnahmen? Einstiegshilfen in die sinfonische Klassik? Klingendes Porträt eines Weltklasseorchesters? Best-of der größten Dirigenten des 20. und 21. Jahrhunderts? Eigentlich sind die CDs all das, und so hat man die 44 Tonträger bald durchgehört, denn die üppige Werk-Auswahl ist eine Fundgrube an hervorragenden Einspielungen. Eine Live-DVD liefert obendrein das Kernelement der Philharmoniker: das Neujahrskonzert.
All diese Aufnahmen ergeben in ihrer Gesamtheit ein üppiges und detailgenaues Porträt des Orchesters in den letzten Jahrzehnten. Allein das ist eine erstaunliche Leistung, denn die Wiener lassen sich nicht so leicht fassen: Ihre Dirigenten haben ausschließlich Gaststatus, so dass kein Chefdirigent dem Klangkörper seinen Stempel hätte aufdrücken, geschweige denn eine „Ära“ erschaffen können, wie es Karajan mit den Berliner oder Celibidache mit den Münchner Philharmonikern tat. So entstanden in langjähriger Partnerschaft der Deutschen Grammophon zahlreiche Referenzaufnahmen des weltweit einmaligen Orchesters mit den größten Dirigenten seiner Zeit, angefangen bei Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und Hans Knappertsbusch in den fünfziger Jahren, auf die eine Glanzzeit der Deutsche-Grammophon-Aufnahmen mit der Dirigenten-Trias Karajan-Bernstein-Böhm folgte, ehe über Pierre Boulez, Nikolaus Harnoncourt, James Levine und Christian Thielemann die Gegenwart erreicht wird.
All diese Dirigenten werden in dieser Box gewürdigt. Mit der letzten CD, 2004 produziert und damit die jüngste Aufnahme der Sammlung, schließt sich ein Kreis: Darauf zu hören ist nämlich die Ouvertüre zu den „Lustigen Weibern von Windsor“ von Otto Nicolai – jenem preußischen Gewächs, das in Wien im Jahre 1842 zusammen mit August Schmidt und Alfred Julius Becher auf die folgenreiche Idee kam, jenes Orchester in Wien zu gründen, das wenig später unter dem schlichten Namen „Wiener Philharmoniker“ firmierte.
Jubiläumsedition 175 Jahre Wiener Philharmoniker
James Levine, Pierre Boulez, John Eliot Gardiner, Claudio Abbado, Leonard Bernstein u. a. (Leitung)
Deutsche Grammophon
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Termine
Wiener Philharmoniker, Riccardo Muti
Verdi: Ouvertüre zu „La forza del destino“, Falla: Suite Nr. 2 aus „El sombrero de tres picos“, Chabrier: Española, Brahms: Ungarische Tänze Nr. 1 & 4, Grieg: Morgenstimmung, Dvořák: Slawischer Tanz, Respighi: Pini di Roma
Wiener Philharmoniker, Lorenzo Viotti
Rimski-Korsakow: Capriccio espagnol op. 34, Rachmaninow: Die Toteninsel op. 29, Dvořák: Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70
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