Nominiert zum „Publikum des Jahres 2019“: Oper Köln
„Ein Geschenk des Himmels“
Die Oper Köln steht in der Gunst des Publikums so hoch wie selten zuvor – trotz einer nervenaufreibenden Sanierungsphase.
© Raimond Spekking/Wikimedia Commons

Oper Köln
Umzüge kosten Nerven, Energie und Geld. Besonders wenn ein ganzer Opernbetrieb umgesiedelt werden muss. Seit 2012 ist das Kölner Opernhaus am Offenbachplatz eine Baustelle. Die Sanierungsarbeiten, die auch das Schauspielhaus, die Kinderoper und das Kleine Haus betreffen, haben sich mehrfach verzögert und sollen erst 2023 beendet sein. Mehrere Interimsquartiere hat die Oper bisher bespielt, derzeit nutzt sie das Staatenhaus am Rheinpark als Ausweichspielstätte. Und das Publikum?
Leidenschaft fürs Musiktheater hat zugenommen
Anstatt sich abwartend zurückzuziehen, hat seine Leidenschaft für das Musiktheater noch zugenommen. Mit einer Auslastung von 86 Prozent und 117.000 verkauften Karten in Oper und Kinderoper konnte das Haus in der Saison 2018/19 einen Anstieg von 10.000 Tickets gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Da verwundert es kaum, dass sich die Oper Köln in der concerti-Abstimmung auf Platz sieben unter den zehn Nominierten für das „Publikum des Jahres 2019“ befindet.
© Andreas Praefcke/Wikimedia Commons

Interimsspielstätte der Oper Köln: Staatenhaus am Rheinpark
Besonders begeistert zeigten sich die Opernbesucher von Antonio Salieris „La scuola de’ gelosi“ in der Inszenierung von Jean Renshaw mit Arnaud Arbet am Dirigentenpult. Auch „Rusalka“, „Street Scene“ und „Peter Grimes“ erwiesen sich als Publikumsmagneten, während bei den Wiederaufnahmen von „Fidelio“, „Tosca“ und „La Bohème“ ebenfalls kaum Plätze leer blieben.
Kinderoper mit Vorbildcharakter
Dass die Kölner Oper derzeit so beliebt ist, verdankt sie auch ihrer Intendantin Birgit Meyer, die das Musiktheater als probates Mittel gegen den allgemeinen Empathieverlust begreift und mit dem neuen Format „Das Ensemble präsentiert sich“ individuelle Begegnungen zwischen Sänger und Publikum initiiert. Dem Nachwuchs zugewandt präsentieren sich derweil nicht nur die beiden Puccini-Opern „La Bohème“ und „Turandot“, in denen jeweils 50 Kinder der Kölner Dommusik auftreten, sondern auch die Kinderoper, die 1996 als erste Institution ihrer Art in Europa gegründet wurde und ihren Vorbildcharakter bis heute beibehält. 2018 wurde die Kinderoper Köln als erste Institution überhaupt UNICEF-Pate mit dem Anliegen, Aufmerksamkeit für Kinderrechte zu schaffen, dem sie etwa mit der Lesereihe „R(h)einhören“ nachkommt.
© Raimond Spekking/Wikimedia Commons

Derzeit in der Sanierung: Oper Köln
Sich immer wieder neu erfinden
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten erhält die Kinderoper, die im Jahr 2019 zusammen mit der Abteilung „Theater und Schule“ mit dem „Oper! Award“ für das Beste Education-Programm ausgezeichnet wurde, auf dem Offenbachplatz eine neue eigene Spielstätte. Derweil fühlt sich Generalmusikdirektor François-Xavier Roth an dem für ihn ausgesprochen inspirierenden Ort des Staatenhauses schon jetzt besonders wohl, weil sich Oper hier „immer wieder neu erfinden, neu denken“ lasse. Im Vorstand des Gürzenich-Orchesters wiederum bezeichnet man den französischen Dirigenten als ein „Geschenk des Himmels“ für die Musiker. So sieht es wohl auch das Publikum.
Auch interessant
Silvester- und Neujahrskonzerte in Nordrhein-Westfalen
Wenn’s an Silvester schneit, ist’s neue Jahr nicht weit
Neujahrskonzert mal anders? Wir stellen Ihnen besondere Veranstaltungstipps zum Jahreswechsel in Nordrhein-Westfalen vor. weiter
Ur- und Erstaufführungen mit dem WDR Sinfonieorchester
Überm Abgrund schweben
Neben Uraufführungen von York Höller und Malte Giesen feiert Lucia Dlugoszewskis Trompetenkonzert „Abyss and Caress“ in Köln deutsche Erstaufführung. weiter
Blickwinkel: Hein Mulders
„Wir können nicht alles auf das Publikum abwälzen“
Wie geht große Oper in Krisenzeiten? Hein Mulders, Intendant der Oper Köln, über zögerndes Publikum, die Notwendigkeit von Repertoireklassikern und die langersehnte Wiedereröffnung der Oper Köln nach der Sanierung. weiter