Die Donaueschinger Musiktage und die Neue Musik – ein unzertrennliches Paar seit über 100 Jahren. Jeden Herbst kann man hier Uraufführungen, Klanginstallationen, Diskussionen, Workshops und Vorträge erleben, die aktuelle Strömungen in der Musik reflektieren und zu Gehör bringen. Raum für Experimente gibt es reichlich, wenn in diesem Jahr Komponistinnen und Komponisten im Zentrum stehen, die ihre Stimme erheben – im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Unter dem Motto „Voices Unbound“ stehen 23 Ur- und Erstaufführungen auf dem Programm, das politische Entwicklungen kommentiert, die vielerorts den künstlerischen Ausdruck bedrohen: In der Klanginstallation „Ao Pé do Ouvido“ von Félix Blume erzählen Menschen von ihren Sehnsüchten und Träumen, die sie zum Umzug nach São Paulo – Brasiliens bevölkerungsreichster Stadt – bewegt haben.
Das Eröffnungskonzert mit gleich vier Uraufführungen lässt wiederum mit unterschiedlichsten Techniken Facetten wie Stadtkultur, Architektur und immersive Klangfarben aufscheinen. Zu hören ist das SWR Symphonieorchester unter der Leitung von François-Xavier Roth, das sich dem innovativen Geist der Donaueschinger Musiktage seit 75 Jahren eng verbunden zeigt. Nicht minder eindringlich wirkt Hanna Eimermachers „Aura“, für das die Komponistin gemeinsam mit zwei Dirigenten und neunzehn Musikern eine „Klangumarmung“ erschafft – nur eines von vielen besonderen Konzerten des Festivals. Das Abschlusskonzert schließlich scheint sich vom Festivalmotto zu lösen: Mit dem SWR Experimentalstudio und dem SWR Symphonieorchester erklingt reine Orchesterliteratur – und auch das ist Donaueschingen.