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Händel-Festspiele Halle 2017

Wer hat Angst vor Georg Friedrich Händel?

Herzblut statt Starrummel verleiht den Händel-Festspielen ihren Charme

vonChristian Schmidt,

Man solle keine Angst vor der Barockmusik haben, empfehlen die Händel-Festspiele Halle auf Englisch ihrem Publikum und muten ihm dementsprechend alljährlich Aufführungen der Oratorien und Opern ihres Patrons zu, die ja gern mehrere Stunden dauern. Das Interesse für die affektgeladene Musik Händels ist in seiner Geburtsstadt ungebrochen, die internationalen Touristen tun ihr Übriges.

332 Jahre ist es her, dass Georg Friedrich Händel in Halle geboren wurde, und der äußerst produktive Lebemann wird hier wirklich verehrt. Nur einmal, nach dem verheerenden Hochwasser 2013, wurden die Festspiele abgesagt. Die Raubürstigkeit ihrer Bewohner hat die Stadt dabei nicht verloren, aber die gehört eben auch dazu – wie die Würstchenverkäufer am Händelhaus.

Bunte Vielfalt anstatt teure Namen

Mit 54 Programmpunkten einschließlich vieler Führungen durch die Musikstadt und Exkursionen ins Umland – immerhin finden zur gleichen Zeit auch die Reformationsfeierlichkeiten im benachbarten Wittenberg statt – setzen die Veranstalter ganz bewusst auf Vielfalt statt auf übermäßig große, teure Namen.

Bis auf wenige Ausnahmen wie das stadteigene Festspielorchester, Concerto Köln, die gesetzten Namen der Lautten Compagney und der Akademie für Alte Musik oder die Berliner Kollegen vom Deutschen Symphonie-Orchester bevölkern Spezialisten der zweiten Reihe die Spielzettel. Erfahrungsgemäß ist das meistens von Vorteil, weil diese Art von Konzerten mit weniger Starrummel und mit mehr Herzblut gesegnet ist. Charmant auch die Einbindung regionaler Laienensembles: Der hiesige Universitätschor ist gleich mehrfach vertreten.

Neben all den Klassikern des originalen Händel-Kanons wie Jephta, die Wassermusik oder Messias gibt es auch immer wieder seltenere Werke zu entdecken, dem berühmtesten Hallenser Zugeschriebenes und die unvermeidlichen Experimente mit Swing und Jazz. In Sichtweite Luthers dürfte indes die neue Deutsche Messe des Protestanten Stefan Heucke sein, der das Wagnis eingeht, eine deutsche Neuübersetzung des Messordinariums aus den Händen des katholischen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zu vertonen.

Die Festivaldaten im Überblick:

Händel-Festspiele Halle
Zeitraum: 26.5.–11.6.2017
Künstler: Katja Stuber, Michael Nagy, Il Pomo d’Oro, Lautten Compagney Berlin, Juliane Banse, Christoph Spering, Howard Arman u. a.
Orte: Halle (Saale), Bad Lauchstädt, Bernburg

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