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tanzmainz 2023

Wenn Aliens die Welt auf den Kopf stellen

Das Tanzfestival „tanzmainz“ transformiert gesellschaftliches Reizklima in Bewegung.

vonDagmar Ellen Fischer,

Eine Eröffnung am Weltfrauentag kann mit nichts anderem als geballter Frauenpower beginnen. Entsprechend gehört der Auftakt zum diesjährigen Festival „tanzmainz“ sieben kraftvollen Tänzerinnen und ihrer rauen Körpersprache: Die Compagnie La Baraka zeigt in „Sur tes épaules“ („Auf deinen Schultern“), wie sehr sich die heutige Generation auf die Vorbilder ihrer Mütter, Großmütter und Urgroßmütter verlassen kann. Die choreografische Doppelspitze aus Nawal Aït Benalla und Abou Lagraa schlägt mit ihrer Arbeit eine künstlerisch (oft noch instabile) Brücke von Nordafrika nach Frankreich, wo die Truppe beheimatet ist. Auf diese Weise führt gleich der erste Abend mitten in kulturelle Kontroversen – und somit zum gemeinsamen Nenner der eingeladenen Gastspiele: Im gesellschaftlichen Reizklima finden zeitgenössische Ensembles jene Themen, die sie aktuell umtreiben.

Das Tier im Menschen

Die Choreografin Fang Yun Lo aus Taiwan beispielsweise hat eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Heimat, die vom Nachbarriesen China bedroht wird. In „Unsolved“ verarbeitet die inzwischen in Deutschland lebende Künstlerin persönliche Aspekte zu dem ungelösten Problem, dafür ließ sie sich vom Schweizer Musiker Patrik Zosso eigens einen passenden Klangteppich komponieren. Das Festival bietet zum einen ein Wiedersehen mit einem guten alten Bekannten: Wim Vandekeybus und seine Crew Ultima Vez verfolgen „Traces“ („Spuren“) und finden heraus, wie viel Animalisches, wie viel Natur noch im menschlichen Körper lebt.

Andererseits stellt es auch hierzulande noch vollkommen unbekannte Größen vor, wie den italienischen Choreografen Michele di Stefano; er nimmt den Ballettklassiker „Bayadère – the Kingdom of Shades“ zum Anlass, sein eigenes Königreich zu etablieren. Und Daniel Mariblanca aus Norwegen zeigt in seinem Solo „71 Bodies 1 Dance“ das Ergebnis aus 71 Interviews mit Trans-Personen aus Europa, von denen jede eine Minute lang porträtiert wird. Alles, nur keinen „Standard“ zeigt die Gruppe Cocoon Dance: Aliens ähnelnde Wesen zelebrieren Paradoxien und stellen Standardisiertes auf den Kopf. Workshops, Trainings, Publikumsgespräche und eine Party bilden das Rahmenprogramm des über zwölf Tage und in fünf Spielstätten stattfindenden Programms.

concerti-Tipp:

tanzmainz
8.3.–19.3.2023
Joan Clevillé, Solène Weinachter, Ginevra Panzetti, Enrico Ticconi u. a.
Staatstheater Mainz

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