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Händels „Israel in Egypt“ erklingt neu

Barockmusik trifft auf Werke aus Israel und Palästina

Händels Oratorium „Israel in Egypt“ im Spannungsfeld monotheistischer Weltreligionen.

vonSören Ingwersen,

Sind die drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam wirklich so verschieden, dass in ihrem Namen Kriege geführt und Terroranschläge verübt werden müssen? Sollte man sich nicht viel stärker auf die gemeinsamen Wurzeln besinnen, den Glauben an den einen Gott und Schöpfer? Passend zum Jahresthema „Zusammen“ fordert die Frauenkirche in Dresden „Freedom! Freiheit!“ und sucht mit dem gleichnamigen Konzert ausgehend von Händels „Israel in Egypt“ nach dem gemeinsamen Klang der verschiedenen Glaubensrichtungen. Das gewaltige Chor-Oratorium erzählt mit dramatischer Spannung von der Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei, wie sie im 2. Buch Moses geschildert wird.

Die Plagen, mit denen Jehova das ägyptische Volk peinigt, weil deren Herrscher Pharao die Juden nicht freigeben will, werden musikalisch wirkungsvoll in Szene gesetzt. Abscheu und Ekel springen einen in den Tonfolgen des Chores an, wenn es heißt „Des Stromes Gewässer ward zu Blut“ und „sie konnten nicht trinken das Wasser“. In den Rhythmen des Orchesters hört man die „Frösche ohne Zahl“ förmlich heranhüpfen, während die Geigen die schwirrenden Fliegen und Mücken, die Bässe die Heuschreckenschwärme imitieren. Der folgende Exodus unter Moses Führung, der Auszug der Israeliten aus Ägypten, ist als theologische Ursprungsgeschichte Israels das zentrale Glaubensbekenntnis des Judentums.

Yair Dalal sucht nach Verbindungen zwischen Tradition und Moderne

In der Frauenkirche treffen der Chor Vox Bona und das Ensemble l’arte del mondo mit Händels hochdramatischem Werk auf das israelische The Al Ol Ensemble, dessen treibende Kraft der Komponist, Geiger und Oud-Spieler Yair Dalal ist. Als arabisch-jüdischer Musiker aus dem Irak sucht Dalal nach Verbindungen zwischen Tradition und Moderne, jüdischer und arabischer Musik, orientalischen und westlichen Prägungen. Sein mit Oud, Sitar, Gitarre, Violine, Klarinette, Tabla und afrikanischer sowie nahöstlicher Percussion besetztes Ensemble ist stets auf der Suche nach kultureller Verschmelzung, arbeitet beharrlich an der Beseitigung ideologischer Barrieren und betrachtet den Frieden in Israel als Mission. Man darf gespannt sein, auf welche Weise an diesem Abend europäische Barockmusik und Werke aus Israel und Palästina zusammenfinden.

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