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Radio-Tipp 3.11. NDR Kultur – Brittens „War Requiem“ live

Düsteres Requiem

Zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs steht im Kuppelsaal Hannover Benjamin Brittens „War Requiem“ auf dem Programm. Unter der Leitung von Andrew Manze singt unter anderem Benjamin Appl.

vonJulia Hellmig,

Zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren veranstaltet die NDR Radiophilharmonie zusammen mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra im Kuppelsaal Hannover ein wahres Großprojekt: Unter der Leitung von Andrew Manze erklingt Benjamin Brittens monumentales „War Requiem“.

Für Britten war das „War Requiem“ neben der Oper „Peter Grimes“ sein größter künstlerischer Erfolg. Er wollte die Menschen mit der Kraft seines Werkes zu einer friedlicheren Lebenseinstellung bringen, indem er ihnen durch seine Musik die Ängste und Leiden des Krieges vor Augen führte.

War Requiem: Ein Auftragswerk für Britten

Am 20. November 1940 wurde die englische Stadt Coventry von der deutschen Luftwaffe angegriffen – es war der Beginn der Luftangriffe auf die britische Zivilbevölkerung. Die gotische St. Michael’s Cathedral wurde nahezu vollständig zerbombt. 1962 war der Bau einer neuen Kathedrale beendet. Viele Künstler beteiligten sich an der Gestaltung des neuen Baus wie auch an der Vorbereitung der geplanten Einweihungsveranstaltung.

Die zerstörte Coventry Cathedral nach dem deutschen Luftangriff im November 1940
Die zerstörte Coventry Cathedral nach dem deutschen Luftangriff im November 1940 © gemeinfrei

Zu diesem Anlass wurde Britten gebeten, ein Werk zu schreiben. Diesem Auftrag kam er nur zu gerne nach, denn schon lange wollte er ein Chorwerk schreiben, und zusätzlich geisterten ihm Vertonungen von Gedichten von Wilfred Owen im Kopf herum. Die Wiedereinweihung der Kathedrale schien nun der passende Anlass für ein auf der Liturgie aufbauendes Chorwerk in Verbindung mit Owens Gedichten zu sein.

Ein Symbol gegen den Krieg

Entstanden ist ein überzeugenden Symbol gegen den Krieg, das mit Erinnerungen an die Gräuel der vergangenen Kriege aufrüttelt und auch die gegenwärtige Bedrohung mahnend bewusst macht.

Gerade weil das Werk eher der kompositorischen Tradition als der künstlerischen Avantgarde folgte, bewegt das „War Requiem“ seine Zuhörer bis heute und wurde seit der Uraufführung in der Kathedrale von Coventry am 30. Mai 1962 sehr oft aufgeführt.

Britten wollte mit seinen Werken stets möglichst viele Menschen ansprechen und die Welt nicht nur von einem Elfenbeinturm aus betrachten. Er sah sich vielmehr dazu verpflichtet, als Künstler der Gesellschaft zu dienen und verstand sich selbst als Teil der Gemeinschaft.

concerti-Tipp:

Sa. 3.11., 20:00 Uhr
NDR Kultur – live aus dem Kuppelsaal in Hannover
Benjamin Britten: War Requiem op. 66
Susanne Bernhard (Sopran), Ed Lyon (Tenor), Benjamin Appl (Bariton), Mädchenchor Hannover, Knabenchor Hannover, Liverpool Cathedral Choir, Junges Vokalensemble Hannover, Bachchor Hannover, Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, NDR Radiophilharmonie, Andrew Manze (Leitung)

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