Startseite » Multimedia » Beethoven hinter Gittern

TV-Tipp 26.4.: rbb Knast statt Kerker – „Fidelio“ aus der JVA Tegel

Beethoven hinter Gittern

Wenn die Realität das Bühnenbild liefert: In Kooperation mit den Berliner Philharmonikern spielt das Gefangenentheater aufBruch Beethovens Befreiungsoper „Fidelio“ in der JVA Tegel. Unter dem Motto „rbb macht Oper“ wird die Inszenierung heute Abend um 23:30 Uhr übertragen.

vonAndré Sperber,

Die Handlung von Beethovens einziger Oper „Fidelio“ ist eigentlich in einem Staatsgefängnis nahe der spanischen Stadt Sevilla angesiedelt, nun wird sie in die JVA Berlin-Tegel verlegt – nicht im Rahmen einer bloßen Bühnenillusion, sondern tatsächlich. Anlässlich des 250. Geburtstags des Komponisten hat das Gefängnistheater aufBruch in Kooperation mit den Berliner Philharmonikern eine sehr spezielle „Fidelio“-Inszenierung auf die Beine gestellt. Da wegen der Corona-Krise weitere Aufführungen ausfallen, überträgt der rbb heute Abend um 23:30 Uhr einen Mitschnitt der Aufführung vom 19. Februar.

Regisseur Peter Atanassow ist bereits seit vielen Jahren beim freien und unabhängigen Berliner Theaterprojekt aufBruch engagiert. Das Projekt realisiert Theaterstücke in verschiedenen Berliner Justizvollzugsanstalten. Nach „Parsifal“ im Jahr 2018 bringt aufBruch nun in Zusammenarbeit mit dem Education-Programm der Berliner Philharmoniker einen weiteren klassischen Opernstoff.

Unmittelbarer Freiheitsdrang in „Fidelio“

Die leerstehende Teilanstalt III der JVA Tegel wird dabei zum Schauspielhaus, das Ensemble setzt sich aus echten Gefangenen zusammen – authentischer könnte der Austragungsort von Beethovens schwergeborenem Zweiakter „Fidelio“ kaum sein. In solcher Konstellation bekommen stückspezifische Begriffe wie „Befreiungsoper“ oder „Gefangenenchor“ plötzlich eine ganz neue Bedeutungsebene. Und zweifellos dürfte Beethovens berühmter Opernstoff, der sich ja vor allem auf revolutionäre Gedanken und menschliche Freiheitsbestrebungen stützt, durch die Aufführung in einem Gefängnis eine einmalige, unmittelbare Wirkung entfalten.

Da zum Gefangenenensemble der JVA Tegel keine Opernsänger gehören, wird die musikalische Interpretation des Werks allerdings zurückgefahren. Anstelle der vollständigen Partitur werden einige ausgewählte Arien und Auszüge aus zahlreichen anderen berühmten Kompositionen von Beethoven zu Gehör gebracht. Auch Treitschkes Libretto bekommt durch eine sprachlich modernisierte Fassung einen neuen Anstrich. Für die musikalische Begleitung sorgen hier die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Karajan-Akademie sowie Studentinnen und Studenten der HfM Hanns Eisler.

concerti-Tipp:

„Fidelio“ aus dem Gefängnis
So. 26.4.2020, 23:30 Uhr
rbb

Auch interessant

Rezensionen

  • Asya Fateyeva steht mit Hingabe für die Vielseitigkeit ihres Instruments ein.
    Interview Asya Fateyeva

    „Es darf hässlich, es darf provokant sein“

    Asya Fateyeva, Porträtkünstlerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival, spricht über den Reiz und die Herausforderungen des für die Klassik so ungewöhnlichen Saxofons.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!