In seiner dritten Opern-Zusammenarbeit mit Richard Strauss stellt Librettist Hugo von Hofmannsthal zwei Paare in den Mittelpunkt, die unterschiedlicher nicht sein könnten: einerseits Kaiser und Kaiserin, andererseits der Färber Barak und seine Frau. Zum Zweck der Läuterung müssen sich beide einer Reihe moralischer Prüfungen unterziehen. Segen der Liebe durch Geburt der Kinder, lautet ein möglicher Tenor von „Die Frau ohne Schatten“.
Zwischen Klosterschlafsaal und Babypuppen-Fabrik
Bei den diesjährigen Osterfestspielen Baden-Baden hat Regisseurin Lydia Steier auf den Versuch verzichtet, die überaus komplexe Handlung stringent zu erzählen. Das Kaiserpaar (Clay Hilley und Elza van den Heever) wird zu glitzernden Revuestars, die um keinen Auftritt verlegen sind. Barak (Wolfgang Koch) betreibt offenbar eine knallig pinke Barbie-Manufaktur, in der seine Frau, die Färberin (Miina-Liisa Värelä), am Tresen um Kundschaft wirbt. Ach ja, einen Klosterschlafsaal gibt es auch.
Die Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko hätten einen „suggestiven Klangzauber“ entfacht, bei dem kein Sänger unterging, lobte concerti die Premiere. Und die Partitur des 1919 uraufgeführten Werks ist selbst für Strauss-Verhältnisse großdimensioniert, sieht sie doch fünf Hauptpartien und ein spätromantisches Orchester inklusive fünf chinesischen Gongs, einer Wind- und einer Donnermaschine vor.
3sat zeigte heute Abend ab 20:15 Uhr eine Aufzeichnung aus dem Festspielhaus Baden-Baden.
concerti-Tipp:
R. Strauss: Die Frau ohne Schatten
Sa. 15.4.2023
20:15 Uhr
3sat