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Komische Oper Berlin: „Die Zaubermelodika“

Der mit dem Drachen spielt

Eine Sauna, eine blöde Harmonika und eine Dragqueen: In Berlin wird Mozarts „Zauberflöte“ weitererzählt.

vonHelge Birkelbach,

„Es siegte die Stärke und krönet zum Lohn – die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron’.“ So endet Mozarts „Zauberflöte“, alle sind glücklich. Tamino hat seine Pamina, Papageno seine Papagena, die Königin der Nacht entschwindet in Blitz und Donner. Ende gut, alles gut? Von wegen! Solch ein Publikumserfolg schreit nach einem Sequel! Die Königin der Nacht ist nun eine Dragqueen, Pamina mutiert zur Hausfrau und putzt Tamino und seinem nicht ganz stubenreinen Drachen hinterher, Sarastro leidet an Demenz und muss seinen Posten als König aufgeben. Zur Wahl stehen: Prinz Tamino, eigentlich natürlicher Nachfolger, Prinzessin Pamina und – wo kommt der denn plötzlich her? – der finstere Monostatos.

Wieder sind es drei Prüfungen, die bestanden werden müssen. Nach dem Gesetz des Franchise heißt es nun: noch exotischer, noch abgedrehter, noch irrer. Die drei aus der Castingshow müssen typisch finnische Orte lebend überstehen: eine Sauna, einen zugefrorenen See und einen Ameisenhaufen.

Der Jazz liefert den Groove

Da hat sich Iiro Rantala was ausgedacht! Der finnische Pianist und Komponist hat eine Oper für Kinder komponiert, die völlig ungeniert mit den Versatzstücken des Originals spielt. „Die Zaubermelodika“ ist bereits seine zweite Oper. Wie auch bei Sanatorio Express von 2018 stammt das Libretto von Minna Lindgren. Die Journalistin und Autorin scheint ein Händchen für moderne Opernstoffe zu haben, was sie 2020 erneut an der Finnischen Nationaloper mit der virtuellen Produktion Covid fan tutte bewies.
Rantala wiederum liebt seinen Mozart und den Groove. Mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen spielte er 2017 das Album „Mozart, Bernstein, Lennon“ ein, 2020 folgte „Playing Gershwin“. Der Finne kommt vom Jazz und begann seine Karriere als Pianist beim Trio Töykeät, mit dem er diverse Alben einspielte und intensiv tourte. In den vergangenen Jahren konzentrierte er sich eher auf seine kompositorische Arbeit. In „Die Zaubermelodika“, eine Eigenproduktion der Komischen Oper Berlin, wird er allerdings auch zu hören sein, als Teil des Orchesters am Klavier und am titelgebenden Ersatzinstrument.

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