25. Jubiläum: Kinderoper Köln

Für junges Publikum ist nichts gut genug

Die Kinderoper Köln feiert 25-jähriges Bestehen.

© Paul Leclaire

Carl Orffs „Die Kluge“ an der Oper Köln

Carl Orffs „Die Kluge“ an der Oper Köln

Siegfrieds Gewinn: „Alle Daten auf dem Speicher-Ring und dem 3D-Drucker der Firma Tarn&Helm AG“. Das ist nicht aus einem Cyber-Krimi, sondern ein Zitat aus der Graphic Novel in drei Bildern von Hlynur Jakob Limbeck. Mit ihr schaffte es der Zwölfjährige auf den zweiten Platz des Comic-Wettbewerbs 2021 der Kinderoper Köln. Es ging um die Produktion „Götterdämmerung für Kinder“ in einem Gesamtzyklus von Wagners „Der Ring des Nibelungen“. Dieser gehört zum Jubiläumspaket, mit dem die Kinderoper Köln in der Interimsspielstätte, dem Staatenhaus Saal 3, während der Spielzeit 2021/22 ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

Seit dem Start 1996 in der Yakult-Halle mit Christian Schuller und Elke Heidenreich beharrte die Kinderoper auf der Verdichtung einer spannenden und vor allem künstlerisch ernst zu nehmenden Linie. Birgit Meyer, Intendantin der Oper Köln, freut sich über die beglückenden Begegnungen von Demenzkranken mit jungen Zuschauern bei Aufführungen der Kinderoper im Rahmen des Projektes „Oper für Jung und Alt“. Dieses Angebot soll in nächster Zeit sogar erweitert werden. Eine Freude ist auch das pädagogische und didaktische Vermittlungsangebot, mit dem die Abteilung Theater und Schule der Oper Köln für jedes Stück spezifische Lehr- und Dialogformate anbietet.

Kontinuierliche Entwicklung: Kinderoper Köln

Elena Gebhardt, eine Besucherin der ersten Spielzeiten um 2000, bekräftigte: „Lange Zeit war die Kinderoper für mich sogar viel präsenter als die große Oper des Hauses.“ Jenes junge Publikum, das sich in den ersten Jahren für Raritäten-Brocken wie „Aschenputtel“ von Ermanno Wolf-Ferrari oder „Der König“ von Umberto Giordano begeistert hatte, kommt jetzt mit den eigenen Sprösslingen. Die Kölner Opernbesucher der „normalen“ Vorstellungen sind im Schnitt inzwischen sogar um einiges jünger als jene in vergleichbaren Großstädten.

Brigitta Gillessen glaubt, dass diese Entwicklung auch dem guten Einfluss der Kinderoper zu verdanken ist. Seit der Spielzeit 2014/15 hat sie die künstlerische, Rainer Mühlbach seit 2013/14 die musikalische Leitung der Kinderoper inne. Beide schätzen die Kontinuität ihrer Aufgaben und fühlen sich bestätigt. Denn seit der Spielzeit 2020/21 erfährt die Kinderoper durch das Programm „Neue Wege“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen eine weitere Förderung neben ihrer strukturellen Verankerung in der Oper Köln.

© Paul Leclaire

Richard Wagners „Das Rheingold“ an der Oper Köln

Richard Wagners „Das Rheingold“ an der Oper Köln

Noch immer ist die Kinderoper Köln die einzige junge Sparte eines deutschen Subventionstheaters, deren Produktionen nicht vereinzelte Premieren-Leuchttürme und Module eines Education-Konzepts innerhalb des hauptsächlich von „Erwachsenen-Produktionen“ bestimmten Angebots sind. Die Repertoire-Vielfalt der Kinderoper Köln gewährleistet fest verankerte Vorstellungen in der ganzen Spielzeit. Produktionen wie die Auftragsoper „Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ von Johannes Wulff-Woesten nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Martin Baltscheit (ab November 2021), Carl Orffs „Die Kluge“ (eingerichtet für zwei Klaviere und drei Schlagzeuger) oder der große Klassiker „Pünktchen und Anton“ von Iván Eröd nach Erich Kästner (seit Winter 2019) werden mit einer subtilen Sensibilität zu einem Spielplan zusammengesetzt, als hätte man die Spielzeit eines Opernhauses für Erwachsene geplant.

Mit 13 bis 25 Orchesterpositionen ist die Kinderoper Köln weit über das ansonsten übliche „Pocket-Format“ hinaus besetzt, die Kürzungsschere schneidet meistens an langen epischen Passagen. Das schafft Spiel-, Ideen- und Phantasieräume wie beim „Ring des Nibelungen“. In den so genannten Kinderopern treten immer die am besten geeigneten Interpreten aus dem Opernstudio und dem großen Ensemble der Oper Köln auf. Auch das beflügelt den Erfolg.

Einzigartige Wagner-Adaption

Nach dem Verklingen des letzten Takts der „Götterdämmerung für Kinder“-Premiere fiel Birgit Meyer ein Stein vom Herzen. Weder sie noch Brigitta Gillessen und Rainer Mühlbach waren sich sicher, ob die vier „Ring“-Teilstücke mit einer Dauer von 65 bis 85 Minuten und einer Produktionszeit von drei Jahren tatsächlich gelingen würden. Diese „Ring“-Fassung ist nur eine jugendgerechte Wagner-Adaption von vielen.

Aber der „Ring“ der Kinderoper Köln ist der einzige, der nicht vierzehn Stunden auf den Zeitumfang einer Schuldoppelstunde herunterbricht und dadurch viele dramatische Details Wagners in farbintensiver Schärfung bewahrt. Die zyklischen Aufführungen sind stark gefragt. Einen solchen Zulauf aus allen Generationen gewinnt nur, wer Kinder langfristig bei ihrer wachen Intelligenz und all ihren Sinnen zu packen vermag.

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