Porträt Amaryllis Quartett
Musikalischer Wagemut zahlt sich aus
Auf kluge Weise unkonventionell: das Amaryllis Quartett.
© Tobias Wirth

Der Name ist Programm: Die Blume Amaryllis hat einen Stängel und vier Blüten, wie das Streichquartett eine Einheit aus vier Individuen bildet.
Dass sich in der noch immer unbestritten konservativ geprägten Konzertwelt dennoch immer mehr Platz für besondere Ensemblekonzepte findet, ist zum einen der Aufgeschlossenheit vieler Konzertbesucher zu verdanken, zum anderen jedoch Ensembles, die mit viel Wagemut bereit sind, ausgefallene Wege zu beschreiten und dem Publikum so die Berührungsängste vor außergewöhnlichen Hörerfahrungen zu nehmen. Eines dieser Ensembles ist das Amaryllis Quartett, dessen vier Mitglieder seit Gründungstagen stets die Suche nach neuen Klangerlebnissen und ungewöhnlichen Programmkonzeptionen in den Fokus rücken und sich mit Kontinuität und Forschergeist ihren Platz im Quartettkosmos gesichert haben.
Von Farben inspiriert
Gegründet im Jahr 2000 von Geiger Gustav Frielinghaus, studierte das Streichquartett, das heute zu den etablierten Ensembles seiner Gattung zählt, zunächst bei Walter Levin in Basel, später dann beim renommierten Alban Berg Quartett in Köln. Der Erfolg sollte anschließend nicht lange auf sich warten lassen, und so machten sich die vier schnell einen Namen mit Auftritten bei internationalen Festivals und in großen Konzerthäusern. Nicht selten wird heute die Auswahl ihrer Programme als „auf kluge Weise unkonventionell“ oder „staunenswert“ betitelt, was die Mission der vier Streicher abermals verdeutlicht.
Und so ist es keine Seltenheit, dass bei Konzerten des Amaryllis Quartetts neben Kompositionen Beethovens oder Mozarts auch vergessene Meisterwerke etwa des ungarischen Komponisten Géza Frid oder zeitgenössische Werke von Johannes Fischer, David Philip Hefti oder Lin Yang erklingen. Neben seiner Konzerttätigkeit sorgt das Amaryllis Quartett, das heute neben Frielinghaus aus Lena Sandoz an der Violine, Mareike Hefti an der Viola und Yves Sandoz am Violoncello besteht, seit 2011 auch auf dem Tonträgermarkt für Furore. So kombiniert das Ensemble mit einer von Farben inspirierten und mittlerweile fünf Alben umfassenden CD-Reihe Quartettwerke aus verschiedenen Jahrhunderten bis in die Gegenwart, was ihm internationale Aufmerksamkeit und unter anderem eine ECHO Klassik-Auszeichnung einbrachte. Musikalischer Wagemut zahlt sich eben doch in jeder Hinsicht aus.
Termine
Nikolaus Friedrich, Amaryllis Quartett
Ramón Ortega Quero, Amaryllis Quartett
Amaryllis Quartett, Ramón Ortega Quero
Mozart: Oboenquartett F‑Dur KV 370 & Oboenquintett g‑Moll (nach KV 516), Panisello: Oboenquintett (UA), Britten: Phantasy Quartet op. 2
Rezensionen
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