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CD-Rezension Amir Katz – Chopin: Etüden

Gewagt, stimmig

Der israelische Pianist Amir Katz kennt seinen Chopin, er verrät Zielstrebigkeit und ein Gespür für Klarheit

vonChristian Lahneck,

Nach Aufnahmen der Balladen und Nocturnes hat Amir Katz nun (unter neuer Labelflagge) die beiden Etüden-Sammlungen von Frédéric Chopin eingespielt. Mit welcher Entschlossenheit, das zeigt gleich die C-Dur-Etüde, die Katz als unverfroren virtuose, im Mittelteil als gefährlich-lockende Musik deutet. Überhaupt beweist Katz eine Tendenz zu zügigen, teilweise (wie in op. 10 Nr. 6) gewagten Tempi. Chopin schreibt Andante! Katz spielt mit viel „con moto“. Herrlich verträumt geraten Passagen wie in op. 25, 5, bevor auch hier wieder revolutionärer Geist keimt. Katz kennt seinen Chopin, er verrät Zielstrebigkeit und ein Gespür für Klarheit. Das Unterfangen gerät insgesamt nicht so überbordend überwältigend wie beim jungen Pollini, nicht so lyrisch wie bei Perahia. Bei Katz trägt Chopin weniger Poeten-Mine, er wirkt leicht gehetzt, aufbegehrend. Ein grimmiger Heroe. Gewagt, aber stimmig.

Chopin: Etüden Nr. 1-24

Amir Katz (Klavier)
Orfeo

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