
Rezension Andreas Staier – Beethoven: Bagatellen
Geschlossener Beethoven
Pianist Andreas Staier und Roel Dieltiens spielen auf historischen Nachbauten Cellosonaten und Bagatellen ohne das nötige Risiko zu suchen.
Musik von Beethoven auf zwei in den neunziger Jahren gebauten Instrumenten nach historischen Vorlagen: Roel Dieltiens spielt auf der Kopie eines Stradivari-Cellos, Andreas Staier auf einem Nachbau eines Conrad Graf-Flügels von 1827. Auf dem Programm stehen die beiden Cello-Sonaten op. 102 sowie die Bagatellen-Sammlungen op. 119 und 126. Es hat in jüngerer Vergangenheit Einspielungen der Cello-Sonaten gegeben, die sich weiter vorwagen, mehr das Risiko suchen. Hier wirkt das Duo zwar neugierig, aber nicht bereit, bis zum Äußersten zu gehen, bei Akzenten, Dynamik, Tempi. Mehr dominiert der Eindruck von Geschlossenheit. Dieltiens spielt stellenweise mit einem leicht spröde wirkenden Ton, Wärme erzeugt er vornehmlich in den langsamen Abschnitten. Mit großer Feinheit artikuliert Staier die Bagatellen, die er vom Verdacht des Beliebigen, des Kleinen, freispricht, indem er jeden Takt ernst nimmt.
© Molina Visuals

Andreas Staier
Beethoven: Cellosonaten op. 102, Bagatellen op. 119 & 126
Roel Dieltiens (Violoncello), Andreas Staier (Hammerklavier)
harmonia mundi
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Termine
Andreas Staier
Bull: Chromatische Fantasie, Scarlatti: Klaviersonaten A-Dur K. 208 & K 209, Couperin: La Raphaéle & Gavotte aus dem Second Livre de pièces de clavecin, W. F. Bach: Polonaisen F-Dur & f-Moll, Froberger: Toccata d-Moll, J. S. Bach: Das wohltemperierte Klavier I & II (Auszüge)
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