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Rezension Gerd Schaller – Bruckner: Achte Sinfonie

Bruckner in Reinform

Bruckner-Spezialist Gerd Schaller und die Philharmonie Festiva deuten die achte Sinfonie in ihrer Finalversion präzise und zielgenau aus.

vonPatrick Erb,

Elegant und getragen, aufbrausend oder humorvoll? Kaum anderswo spielt die Frage nach der Fassung eine so zentrale Rolle für Gestaltung und Ausmaß des Kunstwerks wie bei Anton Bruckner und seiner Sinfonik. Nachdem Gerd Schaller bereits eine seltene, an prachtvoller Ausdehnung kaum zu übertreffende Mischfassung von 1888 des Bruckner-Spezialisten und -Herausgeber William Carragan eingespielt hat, folgt nun die genuine Finalfassung von 1890. Für die mit rund siebzig Minuten vergleichsweise kurze Version setzt Schaller auf ein schlankes Bouquet ausgewählter Orchesterklänge und verzichtet darauf, die spätromantische Farbtube gleich bei der ersten Tuttifanfare des Kopfsatzes voll auszupressen: Die stetigen Crescendi und Decrescendi gelingen elegant, das dynamische Spiel der Philharmonie Festiva – Schallers auf Bruckner getrimmtes Spezialorchester – ist präzise und zielgenau. Der zweite Satz, das Scherzo, überzeugt mit moderatem Tempo und klarer Form, bevor das anfangs zarte Adagio des dritten Satzes zu fast cineastischer Größe anwächst. Im Finale schließlich lässt Schaller die Jagdgeister noch einmal erwachen: Opulente, doch stets kontrollierte Blechbläserklängen verkünden feierlich den Aufbruch. Dabei beutet er Bruckner keineswegs aus, sondern entnimmt der Partitur nur das, was sie tatsächlich hergibt. So findet auf dieser weiteren Einspielung von Bruckners achter Sinfonie Pathos ebenso seinen Platz wie Zurückhaltung.

Gerd Schaller
Gerd Schaller

Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll (Version 1890)

Philharmonie Festiva, Gerd Schaller (Leitung)
hänssler classic

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