
CD-Rezension Matthias Goerne
Welch eine Kostbarkeit!
Matthias Goerne entdeckt die wienerisch verschattete Heiterkeit Franz Schuberts
Wenn uns Franz Schubert in seinen Liedern von der Jugend erzählt, steht himmelsstürmende Ekstase wie selbstverständlich neben tiefem Todesbewusstsein, gar keinem bitteren freilich, sondern im wienerischen Sinne einer verschatteten Heiterkeit. Wenn Schubert dann gar die Poesie des alten Goethe in gar nicht unterwürfige, sondern gar eigensinnig seelenvolle Töne setzt, gibt er dem Geheimrat dessen verflogene und doch so sehr ersehnte Jugendlichkeit zurück. Frischer, heutiger, glaubwürdiger kann der Klassiker Goethe nicht klingen als in den kongenialen Anverwandlungen des jede Gemütsregung auslotenden Romantikers Schubert. Matthias Goerne und seinen nie servilen pianistischen Partnern gelingt nun ihrerseits eine Vergegenwärtigung des Kunstliedes, der alles Gekünstelte und kammersängerisch Säuselnde gewichen ist – zugunsten einer interpretatorischen Natürlichkeit, wahren Hintergründigkeit und intensivierenden Zurücknahme. Goernes leise und sehr leise Töne, umflort von einer reichen Palette pianistischer Farben, verströmen zugleich Wärme, Substanz und Textklarheit. Welch‘ Wonne, welch‘ Kostbarkeit ist diese Doppel-CD.
Schubert: Wanderers Nachtlied, Heidenröslein, Abendbilder, Erinnerung, Lachen und Weinen u.a.
Matthias Goerne (Bariton)
Helmut Deutsch (Klavier)
Eric Schneider (Klavier)
harmonia mundi
(2 CDs)
Weitere Rezensionen
Rezension Matthias Goerne – Lieder
Kleine Fantasien
Bariton Matthias Goerne und Pianist Daniil Trifonov präsentieren überzeugend Lieder von Schumann bis Schostakowitsch mit ungewöhnlichen Tempi und samtig-dunklem Klang. weiter
Rezension Matthias Goerne – Im Abendrot
Eskapistisch
Bariton Matthias Goerne und Pianist Seong-Jin Cho verwandeln Lieder von Wagner, R. Strauss und Pfitzner in einen vollkommenen „Traum durch die Dämmerung“. weiter
Termine
Asmik Grigorian, Matthias Goerne, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Tarmo …
Schostakowitsch: Kammersinfonie op. 110a & Sinfonie Nr. 14 g-Moll op. 135