Welch eine Kostbarkeit!

CD-Rezension Matthias Goerne

Welch eine Kostbarkeit!

Matthias Goerne entdeckt die wienerisch verschattete Heiterkeit Franz Schuberts

Wenn uns Franz Schubert in seinen Liedern von der Jugend erzählt, steht himmelsstürmende Ekstase wie selbstverständlich neben tiefem Todesbewusstsein, gar keinem bitteren freilich, sondern im wienerischen Sinne einer verschatteten Heiterkeit. Wenn Schubert dann gar die Poesie des alten Goethe in gar nicht unterwürfige, sondern gar eigensinnig seelenvolle Töne setzt, gibt er dem Geheimrat dessen verflogene und doch so sehr ersehnte Jugendlichkeit zurück. Frischer, heutiger, glaubwürdiger kann der Klassiker Goethe nicht klingen als in den kongenialen Anverwandlungen des jede Gemütsregung auslotenden Romantikers Schubert. Matthias Goerne und seinen nie servilen pianistischen Partnern gelingt nun ihrerseits eine Vergegenwärtigung des Kunstliedes, der alles Gekünstelte und kammersängerisch Säuselnde gewichen ist – zugunsten einer interpretatorischen Natürlichkeit, wahren Hintergründigkeit und intensivierenden Zurücknahme. Goernes leise und sehr leise Töne, umflort von einer reichen Palette pianistischer Farben, verströmen zugleich Wärme, Substanz und Textklarheit. Welch‘ Wonne, welch‘ Kostbarkeit ist diese Doppel-CD.

Schubert: Wanderers Nachtlied, Heidenröslein, Abendbilder, Erinnerung, Lachen und Weinen u.a.
Matthias Goerne (Bariton)
Helmut Deutsch (Klavier)
Eric Schneider (Klavier)
harmonia mundi
(2 CDs)

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Termine

Freitag, 24.03.2023 20:00 Uhr Die Glocke Bremen

Asmik Grigorian, Matthias Goerne, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Tarmo …

Schostakowitsch: Kammersinfonie op. 110a & Sinfonie Nr. 14 g-Moll op. 135

Samstag, 25.03.2023 19:30 Uhr Neue Universität Heidelberg
Montag, 12.06.2023 20:00 Uhr Museum Kunstpalast Düsseldorf
Donnerstag, 10.08.2023 19:30 Uhr Haus für Mozart Salzburg

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