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Rezension William Christie – Campra: Requiem

Schlanke Monumentalität

Erstmals hat sich William Christie dem Requiem des französischen Barockmeisters André Campra angenommen. Das Ergebnis ist begeisternd.

vonRoland H. Dippel,

Selten bricht ein Werk derart mit Zuschreibungen wie André Campras Messe de Requiem, obwohl dessen diskografische Präsenz einigermaßen umfangreich ist. Für William Christie war es die erste Einspielung des kompletten Werks, dem man mehrfach opernhafte Dramatik nachsagte. Aber der Eindruck ist hier ein vollkommen anderer. Die ersten Sätze des Requiems zeigen mit langsamen Tempi die für den französischen Barock signifikante Monumentalität, welche der reife Grandseigneur Christie in einem gelassenen und dabei akzentuiert lebhaften Gestus verdichtet. Die Akustik des Aufnahmeorts, die Pariser Cathédrale Notre-Dame du Liban, ermöglichte ein sanftes Fließen zwischen Instrumenten und Stimmen, zwischen Chor und Soli. Traditionsbewusst setzt Christie in seinem Ensemble auf hell timbrierte Stimmen. Deren klare Diktion hält die lange Introduktion lebendig. Der Nachhall und die Raumdimensionen der Streicherstimmen umgeben die Gesänge der mit fünf Männer- und nur einer Frauenstimme ungewöhnlichen Solobesetzung in einem milden wie konzentrierenden Schimmer. Das Album ist Ausdruck von Verehrung und innerer Begeisterung aus einem Guss. Dennoch wird der große Entstehungsabstand zum Miserere deutlich.

William Christie
William Christie

Campra: Requiem & Misere

Gwendoline Blondeel (Sopran), Bastien Rimondi (Countertenor), David Tricou (Countertenor), Antonin Rondepierre (Tenor), Igor Bouin (Bariton), Matthieu Walendzik (Bariton), Les Arts Florissants, William Christie (Leitung)
Pentatone

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