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Rezension Xavier Sabata – Schubert: Winterreise

Mehr Mut

Wenn Xavier Sabata Mut zu mehr Wärme findet, kommt er dem möglichen Ausdrucksgehalt in Schuberts „Winterreise“ am nächsten.

vonRoland H. Dippel,

Selbstbewusstsein und Selbstrechtfertigung: Natürlich hat Xavier Sabata recht, wenn er individuelle Auslegungen als Teil der künstlerischen Auseinandersetzung betrachtet. Doch jene Kraft der Gestaltung und Präzisierung, die den Countertenor bei barocken Werken antreibt, weicht hier einer unerwartet neutralen Herangehensweise. Wenig differenziert bewegt sich Francisco Poyato durch den Zyklus, in einigen Liedern gerät ihm das Wandern und Innehalten zum motorischen Marschieren. Auch Sabata wird manchmal kantig und scheut sich von dem Blick in Abgründe. Furcht vor falscher Sentimentalität? Wenn Sabata Mut zu mehr Wärme findet, kommt er dem möglichen Ausdrucksgehalt Schuberts am nächsten. Man wünscht sich, die beiden Künstler hätten angesichts der übermächtigen Konkurrenz sorgfältiger „Winterreise“-Einspielungen vor diesem riskanten Griff nach den Sternen erst andere Bereiche des Lied-Repertoires erkundet.

Xavier Sabata © Michal Novak
Xavier Sabata © Michal Novak

Schubert: Winterreise op. 89 D 911

Xavier Sabata (Countertenor), Francisco Poyato (Klavier)
Berlin Classics

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