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Bücherfrühling – Wolfgang Rathert: Géza Anda. Pianist

Annäherung auf Distanz

Géza-Anda-Monografie gibt Einblicke in eine vergangene Ära.

vonEcki Ramón Weber,

Wie sich die Zeiten ändern: Géza Anda warb in den 1950er Jahren mit dem pfiffigen Slogan „Nur Steinway verleiht mir Flügel“ für die berühmte Klavierfirma. Heute benutzt ein Hersteller pappsüßer Energy-Drinks die Metapher des Fliegens. Der in Budapest geborene, später in der Schweiz lebende Pianist Géza Anda gehört zu den legendären Interpreten des 20. Jahrhunderts. Vor allem mit seinen Mozart– und Bartók-Interpretationen hat der 1976 mit 54 Jahren gestorbene Künstler Musikgeschichte geschrieben. Aus Anlass seines 100. Geburtstags im November letzten Jahres ist die detailreiche, üppig bebilderte Monographie des Musikwissenschaftlers Wolfgang Rathert erschienen.

Mitunter wird es spröde

Die Annäherung erfolgt über verschiedene Aspekte: der Mensch Anda, seine Ästhetik, Repertoireschwerpunkte, sein Verhältnis zur Musik Bartóks, die Einspielungen. Zudem wird der Klavierwettbewerb Concours Géza Anda beschrieben, 1978 ins Leben gerufen von Andas Witwe Hortense Anda-Bührle. Es gibt neu veröffentlichte Quellen, wie etwa Andas aphoristische Notizen über das Klavierspiel, und bemerkenswerte Einblicke in eine vergangene Ära, als mit Tonträgern noch viel Geld gemacht werden konnte. Doch richtig nah kommt dieses Buch dem Star und seinen menschlichen Widersprüchen nicht, auch steht das Trachten nach umfassender enzyklopädischer Darstellung dem Erzählfluss im Wege. Mitunter wird es da spröde. Was diesem Buch fehlt, zeigt als Kontrastfolie das lebendige Kurzporträt von Hortense Anda-Bührle, im Band verfasst von Ratherts Kollege Hans-Christian Schmidt-Banse. Hier wird es lebensprall und anschaulich. 

Buch-Tipp

Album Cover für Géza Anda. Pianist – Ein Panorama zum 100. Geburtstag

Géza Anda. Pianist – Ein Panorama zum 100. Geburtstag

Wolfgang Rathert wolke/Géza Anda Foundation, 160 Seiten 28 Euro

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