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Bücherherbst – Lenz Koppelstätter: Almas Sommer

Verbotene Einblicke?

Lenz Koppelstätters Mahler-Roman zeichnet das Bild einer toxischen Künstlerehe.

vonSabine Näher,

Die Fakten der tragischen Beziehung zwischen Gustav Mahler und Alma Mahler-Werfel sind aus den unzähligen Biografien über das Künstlerpaar hinlänglich bekannt. Doch Lenz Koppelstätter, Journalist und Krimiautor aus Südtirol, beleuchtet den letzten Sommer, den das Ehepaar gemeinsam verbringt, aus der Sicht des Romanciers. Mal aus Gustavs, mal aus Almas Perspektive schildert der Autor die Sommerwochen 1910, die das Paar zum wiederholten Male in Toblach verbringt, wo der Komponist die Ruhe zum Arbeiten zu finden hofft, während seiner Gattin die ländliche Ruhe und Abgeschiedenheit zuwider ist.

Toxisches Ehedrama

Der Leser gewinnt tiefe Einblicke in Gemütszustand und Seelenverfassung des ungleichen Paars, zugleich wandelt ihn ab und zu das Gefühl an, als Voyeur sozusagen verbotene Einblicke zu tun bei diesen Persönlichkeiten der Kulturgeschichte. Will man wirklich Zeuge sein, wie der üblicherweise asketisch lebende Mahler nach ungewohntem Alkoholgenuss aus Kummer über seine untreue Ehefrau in die Erdbeeren kotzt? Oder wie er wimmernd am Boden liegt, als er Almas Verhältnis mit Walter Gropius entdeckt? Doch sobald man sich klar macht, dass es gleichwohl fiktive Personen sind, obwohl sie vorgeben, Alma und Gustav Mahler zu sein, weicht diese Beschämung, durchs Schlüsselloch geschaut zu haben. Und man kann sich der Fabulierkunst Koppelstätters erfreuen, der ein Ehedrama schildert, das auf beide Partner toxisch wirkt – wenn auch auf den einen mehr als auf die andere.

Buch-Tipp:

Album Cover für Almas Sommer

Almas Sommer

Lenz Koppelstätter Rowohlt, 208 Seiten 20 Euro

 

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