Tschaikowsky: Eugen Onegin

© Inga Mendelsöhn

Illustration "Eugen Onegin"

(UA Moskau 1879)

Eine chromatisch gereizte, absteigende Seufzerphrase löst sich in eine ostinate Halbkadenz – oder besser mit Puschkin: „was man sich wünscht / passiert nur in Romanen / ach ja …“; dieses kunstvoll-melancholische Motiv prägt den Stil der ganzen Oper. Tschaikowsky legte Wert auf den Untertitel „lyrische Szenen“. Er wollte keine „große Oper“ schreiben, er suchte die intime Nähe seiner Bühnenfiguren: die Gutsherrin Larina und die Amme (Njanja) ihrer Töchter unterhalten sich auf der Veranda über ihr enttäuschendes Leben, Tatjana und Olga, die im Haus am Klavier ein Lied singen, haben auch nichts anderes zu erwarten als ein finanziell sorgloses, langweiliges Landleben – mit einem derart „verstimmten“ Frauenquartett beginnt die erste lyrische Szene.

In diese Tristesse gerät Eugen Onegin. Sein Freund Wladimir Lenski, ein mit Olga quasi verlobter Dichter, hat aus einer Laune heraus seinen Freund mitgebracht. Nachts findet Tatjana keinen Schlaf – sie hat sich in Onegin verliebt und schreibt ihm einen Brief. Die erbetene Aussprache verläuft frustrierend: Onegin begegnet dem Mädchen höflich, aber kühl: Er wäre nicht geeignet für die Ehe. Auf dem Fest am nächsten Tag reitet ihn der Teufel: Er flirtet mit Olga, bis Lenski ihn zum Duell fordert. Dieses Duell im Morgengrauen gibt beiden Herren kurz Gelegenheit, zu denken, wie sinnlos ihr Tun ist, dann erschießt Onegin seinen Freund. Jahre später – nach ruhelosen Auslandsreisen – kommt er zurück nach Russland und begegnet auf einem Ball beim alten Fürsten Gremin Tatjana wieder. Diese hat Gremin geheiratet. Jetzt entflammt Onegins Herz, und er bittet Tatjana um ein Treffen. Dieses kann nur schmerzhaft enden – für beide Seiten.

– temperamentvoll: das Erntelied der Bauern – während Tatjana in einen Roman versunken ist,

– süß: das Lied der Beeren pflückenden Mädchen – als Hintergrund zur Begegnung zwischen Tatjana und Onegin allerdings bitter,

– brillant: die Tanzszenen: der Walzer auf dem Fest bei Larina – mit viel Getuschel der Gäste,

– die Polonaise und die Eccossaise auf dem Fest bei Gremin – doch ziemlich „große Oper“,

– aufwühlend: die nächtliche Briefszene Tatjanas,

– depressiv: die Arie des Lenski vor dem Duell im Morgengrauen – die ganze Szene ist schaurig,

– wohltuend – in all der Seelendramatik: die Arie des Fürsten Gremin, der seine junge Frau anbetet,

– verzweifelt: das Abschiedsduett zwischen Tatjana und Onegin.

Tschaikowskys differenzierte, expressive, nervöse Musik geht aufs Gemüt – man sollte danach an sich arbeiten – und vor allem einen Spaziergang machen …

(Mathias Husmann)

Die wichtigsten Fakten zu Tschaikowskys Eugen Onegin

Literarische Vorlage: Eugen Onegin von Alexander Puschkin

Uraufführung: 29. März 1879, Moskau Maly-Theater

Spieldauer: ca 3 Stunden

Personen

  • Larina, Gutsbesitzerwitwe (Mezzosopran)
  • Tatjana, ältere Tochter (Sopran)
  • Olga, jüngere Tochter (Alt)
  • Filipjewna, Kinderfrau (Mezzosopran)
  • Lenski, Gutsnachbar und Dichter (Tenor)
  • Eugen Onegin, Gutsnachbar (Bariton)
  • Triquet, ein Franzose (Tenor)
  • Fürst Gremin (Bass)
  • Saretzki, Sekundant (Bass)
  • Ein Hauptmann (Bass)
  • Guillot, Onegins Kammerdiener (stumme Rolle)
  • Chor: Bauern, Beerenpflückerinnen, Festgäste
Donnerstag, 14.12.2023 19:30 Uhr Theater im Martini-Park

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Domonkos Héja (Leitung), Roland Schwab (Regie)

Donnerstag, 14.12.2023 19:30 Uhr Staatstheater Darmstadt

Tschaikowsky: Eugen Onegin

David Pichlmaier (Eugen Onegin), Katrin Gerstenberger (Larina), Megan Marie Hart (Tatjana), Lena Sutor-Wernich (Olga), Judith Christ-Küchenmeister (Filipjewna), David Lee (Lenskij), Johannes Zahn (Leitung), Isabel Ostermann (Regie)

Freitag, 22.12.2023 19:30 Uhr Theater Lübeck

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Jacob Scharfman (Eugen Onegin), Evmorfia Metaxaki (Tatjana), Julia Grote (Larina), Laila Salome Fischer (Olga), Gustavo Mordente Eda/Noah Schaul (Lenskij), Stefan Vladar (Leitung), Julia Burbach (Regie)

Sonntag, 07.01.2024 18:00 Uhr Theater im Martini-Park

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Domonkos Héja (Leitung), Roland Schwab (Regie)

Donnerstag, 11.01.2024 19:30 Uhr Theater Lübeck

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Jacob Scharfman (Eugen Onegin), Evmorfia Metaxaki (Tatjana), Julia Grote (Larina), Laila Salome Fischer (Olga), Gustavo Mordente Eda/Noah Schaul (Lenskij), Stefan Vladar (Leitung), Julia Burbach (Regie)

Samstag, 13.01.2024 19:30 Uhr Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Tschaikowsky: Eugen Onegin (Premiere)

Dalia Besprosvani (Tatjana), Vicente Sampaio (Onegin), Taras Semenov (Lenski), Aisha Otto (Olga), Maria Eichler (Larina), Anna Vishnevska (Filipjewna), Lukas Gerber (Fürst Gremin), Zhe Hao Yeo (Saretzki), Kay Philipp Fuhrman (Triquet), Chor & Orchester aus Studierenden der HfMT, Constantin Schiffner (Leitung), Matthias Piro (Regie)

Montag, 15.01.2024 19:30 Uhr Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Dalia Besprosvani (Tatjana), Vicente Sampaio (Onegin), Taras Semenov (Lenski), Aisha Otto (Olga), Maria Eichler (Larina), Anna Vishnevska (Filipjewna), Lukas Gerber (Fürst Gremin), Zhe Hao Yeo (Saretzki), Kay Philipp Fuhrman (Triquet), Chor & Orchester aus Studierenden der HfMT, Constantin Schiffner (Leitung), Matthias Piro (Regie)

Mittwoch, 17.01.2024 19:30 Uhr Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Dalia Besprosvani (Tatjana), Vicente Sampaio (Onegin), Taras Semenov (Lenski), Aisha Otto (Olga), Maria Eichler (Larina), Anna Vishnevska (Filipjewna), Lukas Gerber (Fürst Gremin), Zhe Hao Yeo (Saretzki), Kay Philipp Fuhrman (Triquet), Chor & Orchester aus Studierenden der HfMT, Constantin Schiffner (Leitung), Matthias Piro (Regie)

Freitag, 19.01.2024 19:30 Uhr Theater Lübeck

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Jacob Scharfman (Eugen Onegin), Evmorfia Metaxaki (Tatjana), Julia Grote (Larina), Laila Salome Fischer (Olga), Gustavo Mordente Eda/Noah Schaul (Lenskij), Stefan Vladar (Leitung), Julia Burbach (Regie)

Freitag, 19.01.2024 19:30 Uhr Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Tschaikowsky: Eugen Onegin

Dalia Besprosvani (Tatjana), Vicente Sampaio (Onegin), Taras Semenov (Lenski), Aisha Otto (Olga), Maria Eichler (Larina), Anna Vishnevska (Filipjewna), Lukas Gerber (Fürst Gremin), Zhe Hao Yeo (Saretzki), Kay Philipp Fuhrman (Triquet), Chor & Orchester aus Studierenden der HfMT, Constantin Schiffner (Leitung), Matthias Piro (Regie)

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