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Interview: das Aris Quartett erzählt im #InstaView die Story hinter dem Bild

„Es ist immer ein bisschen wie Klassenfahrt“

Die Story hinter dem Bild: Im InstaView stellt sich das Aris Quartett einer geheimen Auswahl seiner eigenen Instagram-Postings – und bekommt Gelegenheit zum Kommentar.

vonAndré Sperber,

Hinter den Kulissen eines Musikerlebens steckt weit mehr als Proben und Konzerte. Lukas Sieber und Caspar Vinzens vom Aris Quartett geben beim Blick auf ihrem Ensemble-eigenen Instagram-Kanal Einblicke in Abenteuer auf Reisen, kuriose Alltagsmomente und inspirierende Begegnungen – von eisblauen Gletschern über ungeliebte Hotelteppiche bis hin zu kreativen #FunFactFridays.

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Lukas Sieber: Das war auf Island! Unser Konzert in Reykjavik war die Gelegenheit, privat ein paar Tage dranzuhängen – das ist ja das Schöne an unserem Beruf, dass wir manchmal an solche besonderen Orte kommen, die man sonst nie sehen würde. Wir sind extra acht Stunden mit dem Bus raus zur Gletscherlagune gefahren und es war wirklich wie eine andere Welt: dieses tiefblaue Meer, diese riesigen Eismassen – eines der unglaublichsten Naturschauspiele, die ich je gesehen habe.

Caspar Vinzens: Ja, es war wirklich beeindruckend, auch wenn wir nach der Tour ziemlich krank zurückkamen – das war die Kehrseite. Aber es hat gelohnt! Übrigens ist auch das Konzerthaus Harpa in Reykjavik absolut sehenswert.

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Lukas Sieber: Man lebt ja als Musiker doch immer in einer Bubble. Und irgendwann haben wir festgestellt, dass vieles, was wir in unserem Quartett-Alltag erleben und was für uns ganz selbstverständlich ist, für Außenstehende und für das Publikum doch ganz überraschend oder unterhaltsam sein kann.

Caspar Vinzens: Unsere Geigerin Noémi kam auf die Idee, diese Dinge zu teilen und daraus ist dann unsere Reihe „FunFactFriday“ entstanden. Hier zum Beispiel geht es um meine überdurchschnittliche Empfindlichkeit bei Teppichböden in Hotels. Das Hotelleben bei Konzertreisen ist nämlich oft weniger glamourös, als man vielleicht denkt. Viele sind nicht wirklich sauber, und diese Teppiche finde ich furchtbar. Deshalb habe ich immer Flipflops dabei. – Wie oft ich in meinem Leben einen Hotelteppich berührt habe, kann ich an zwei Händen abzählen.

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Lukas Sieber: In Stuttgart haben wir mit Lukas Ligeti gearbeitet, dem Sohn von György Ligeti. Wir spielen ja oft Neue Musik und gerade der direkte Austausch mit lebenden Komponisten ist unglaublich spannend. Statt wie bei Beethoven nur über Urtext-Ausgaben zu grübeln, kann man Fragen stellen, Dinge ausprobieren und merkt, dass vieles gar nicht so in Stein gemeißelt ist. Das bringt auch für ältere Werke ein frisches Mindset.

Caspar Vinzens: Genau, man erkennt, wo Komponisten beim Notieren an Grenzen stoßen – etwa bei Artikulationen. Wenn ein lebender Komponist erklärt, was er meint, versteht man auch besser, was ein früherer gemeint haben könnte.

Lukas Sieber: Und Lukas Ligeti selbst ist wirklich ein ganz toller, herzlicher Typ, sehr inspirierend.

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Lukas Sieber: Auf unserer letzten Amerika-Tour hatten wir mehrere Konzerte in San Francisco und konnten die Stadt ein bisschen erkunden. Am Ufer der berühmten Bay, in der auch Alcatraz liegt, stehen solche Robbenstatuen. Katharina hat sich auf so eine draufgesetzt. Ich hab dann spaßeshalber so getan, als wollte ich sie wieder herunterziehen …

Caspar Vinzens: … und ich habe Lukas aus Witz dann im Nachhinein noch ein dramatisches Polizei-Outfit hinein retuschiert – das Originalbild ist ganz harmlos. Aber solche kleinen lustigen Momente zeigen auch, was für schöne Zeiten wir auch zwischen den Konzerten miteinander verbringen dürfen. Es ist immer ein bisschen wie Klassenfahrt.Lukas Sieber: Genau, wir verbringen als Quartett so viel Zeit miteinander, sind so viel unterwegs. Da ist es schön, das alles nicht nur als Kollegen, sondern auch als Freunde zu erleben.

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Caspar Vinzens: Das Video war eine kleine humorvolle Spitze gegen Katharina, die immer behauptet, sie würde auf unseren langen Touren im Auto nie schlafen – dabei schläft sie in Wirklichkeit sehr viel (lacht). Deshalb habe ich uns alle hier etwas aktiver und sie dagegen etwas fauler dargestellt, als in der Realität. Tatsächlich machen wir alle viel Sport. Musiker zu sein ist – körperlich betrachtet – kein sehr gesunder Beruf: Rücken, Schultern, Wirbelsäule werden meist sehr einseitig belastet, man sitzt sehr viel auf Reisen. Sport hält fit und hilft, sich besser zu fühlen.

Lukas Sieber: Für mich ist das Schwierigste an unserem Beruf der fehlende Tagesrhythmus. Jeder Tag ist anders – wohin reisen wir, was spielen wir? Bewegung und Sport bringen Struktur, helfen auch mental und sorgen für gute Stimmung in der Gruppe. Ob Fitnessraum oder Joggen, das ist ein wichtiger Ausgleich auf Tour.

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