Alles aus der Welt der Oper
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Der Teufelin kesse Beute
(München, 27.6.2025) Zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele meistert ein bejubeltes Protagonistenensemble die ziemlich verstiegene „Don Giovanni“-Inszenierung von David Hermann.
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Tanz-Abenteuer im urbanen Raum
(Chemnitz, 26.6.2025) Die Kulturhauptstadt 2025 verwandelt sich mit „Odyssee in C“ in eine Bühne für internationalen Tanz. Ballettdirektorin Sabrina Sadowska inszeniert mit überregionalen Kompanien ein bewegendes Stadtballett nach James Joyce.
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Weit ausgreifende Intimität
(Berlin, 20.6.2025) An der Deutschen Oper Berlin kam mit „Lash“ jetzt das erste Musiktheater von Rebecca Saunders auf die Bühne. Das klingende Resultat unter der Leitung von Enno Poppe beeindruckt sehr, die visuelle Umsetzung von Dead Centre weniger.
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Perfekt präsentiertes Krisenbewusstsein
(Berlin, 19.6.2025) Die deutsche Erstaufführung „Cassandra“ des belgischen Organisten, Intendanten und Komponisten Bernard Foccroulle wird mit Vehemenz beklatscht: Die farbenreich schattierende Partitur eines Klangmagiers und die Antike und Gegenwart verschaltende Geschichte haben dabei weit mehr Kraft als die Inszenierung, der das Gespür für den Thriller abgeht.
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Werden wie die Kinder
(Bonn, 15.6.2025) Gija Kantschelis Oper „Musik für die Lebenden“ ist in Zeiten des Krieges das Stück der Stunde. Hier liegt selbst die Sprache in Trümmern, doch aus den Fragmenten entsteigt Gesang. Eine zutiefst berührende Premiere.
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Ungeahnte Impulse
Viele Opernhäuser sind Sanierungsfälle. Doch oft erweisen sich die gefundenen Interimsspielstätten als Treiber der Innovation.
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Wo der Kaiser höchstselbst sein Publikum erwartet
(Aachen, 7.6.2025) Das Regie-Team vom Musiktheaterkollektiv Agora setzt in Verdis „Ernani“ auf die Beteiligung der Zuschauer und fordert zugleich deren Illusionskraft.
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Römische Dekadenz in die Wüste geschickt
(Halle, 6.6.2025) Die Händel-Festspiele starten mit dessen vergnüglicher „Agrippina“: Der Oberflächenglanz der durch den regieführenden Opernintendanten Walter Suttclife vom antiken Rom nach Las Vegas verfrachteten Handlung zeigt Kollateralschäden für’s Stück und seine innere Stringenz.
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Kluge Königinnen bringen flatterhaften Helden zur Raison
(Münster, 31.5.2025) Regisseur Michiel Dijkema zieht am Theater Münster aus dem Widerstreit zwischen Liebesabenteuern und Berufung zu Heldentaten in Cavallis „Il Giasone“ reichlich Profit.
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Das Buch mit den vielen Namen
(Meiningen, 30.5.2025) Killian Farrell und Hinrich Horstkotte landen in Meiningen mit Mozarts „Don Giovanni“ einen musikalischen und szenischen Volltreffer.
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Barockoper boomt
Vielerorts werden im Juni barocke Opernschätze gehoben – auch abseits von Georg Friedrich Händel.
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Eine Frau, die weiß, was sie will
(Leipzig, 24.5.2025) Regisseurin Maria Viktoria Linke bringt mit ihrer Sicht auf Offenbachs Mythenverwurstung „Orpheus in der Unterwelt“ frischen Wind in die Musikalische Komödie Leipzig.
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Widerstandskämpferin
(Köln, 24.5.2025) Den Mythos der Tangometropole Buenos Aires verlegt Regisseurin und Choreografin Teresa Rotemberg von Astor Piazzollas Uraufführungszeit der eher liberalen sechziger Jahre ins Folgejahrzehnt und die Diktatur Jorge Rafael Videlas. Der Transfer überzeugt, wird allerdings durch die Bilderflut der Videos geschwächt.
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Spielen ist auch keine Lösung
(Dessau, 23.5.2025) Am Anhaltischen Theater Dessau erzählt Malte Kreutzfeldt die Geschichte von Peter Tschaikowskys „Pique Dame“ in einem kammerspielartigen Arrangement klar und nachvollziehbar.
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Eine Reise in die Welt des Unwirklichen
(Wien, 22.5.2025) Mit einem neuen „Tannhäuser“ als letzte Premiere der Spielzeit beschließt Philippe Jordan seine Zeit an der Wiener Staatsoper fulminant und geistreich. Passend dazu lässt Regisseurin Lydia Steier die Regiekorken knallen.
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Existenzielle Fragen
Kent Nagano hebt im Hamburger Curio-Haus Rodolphe Bruneau-Boulmiers Opernerstling „Die Illusionen des William Mallory“ aus der Taufe.
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Alte Meisterin trifft jungen Meister
(Frankfurt am Main, 18.5.2025) Brigitte Fassbaender hat sich Zeit gelassen, jetzt inszeniert sie mit 85 Jahren Wagners „Parsifal“ bildstark und psychologisch ausgefeilt. Das Ensemble von sängerischen Debütanten und das Dirigat des jungen GMD Thomas Guggeis begeistern.
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Männer in Not
(Hamburg, 18.05.2025) Mit ihrer zweiten Oper „Die dunkle Seite des Mondes“ widmet sich die Komponistin Unsuk Chin einem eher abseitigen Sujet auf der Opernbühne. Ihre Geschichte über Wissenschaft und Spiritualität gerät an der Staatsoper Hamburg zum Kraftakt.
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Frivole Führungskraft
(Köln, 11.5.2025) Regisseur Christian von Götz und Dramaturgin Svenja Gottsmann haben die Operette „Eine Frau von Format“ des vergessenen Michael Krasznay-Krausz gründlich diversifiziert und erotisch wie hedonistisch aufgedonnert.
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Die kollektive Pietà
(Genf, 10.5.2025) Romeo Castelluccis behutsamer, ruhiger, gleichermaßen gläubiger wie diesseitiger Musiktheater-Grenzgang im sakralen Rahmen zu Pergolesis „Stabat Mater“ braucht keine Schockeffekte, um zu einem enormen Ereignis zu werden.