175 Jahre Wiener Philharmoniker
Österreichs klingende Botschafter
Sie gehören zu den besten Orchestern der Welt: die Wiener Philharmoniker. Heute feiern die Österreicher ihr 175-jähriges Jubiläum
© Terry Linke

Wiener Philharmoniker
Was wäre ein Neujahrstag ohne das Konzert der Wiener Philharmoniker? Rund 50 Millionen Zuschauer in 90 Ländern starten das neue Jahr mit Walzer-Klängen des wohl führenden Orchesters weltweit. Kein Wunder, dass man für ein Konzert-Abo schon mal bis zu zwölf Jahre Wartezeit in Kauf nehmen muss. Dabei steht das Ensemble neben anspruchsvollen Programmen auch für innovative Open-Air-Konzerte und Jugendprojekte. Heute feiert das renommierte Orchester sein 175. Jubiläum und blickt dabei auf eine bewegende Geschichte.
Mit Hans Richter in die „Goldene Ära“
Die Geburtsstunde der Wiener Philharmoniker fand am 28. März 1842 im „Großen Redoutensaal“ in Wien unter der Leitung des deutschen Komponisten Otto Nicolai statt. Unter der Leitung von Otto Dessoff zwischen 1860 und 1875 wurde das Repertoire dann konsequent ausgebaut, wichtige organisatorische Grundlagen geschaffen und ein wichtiger Umzug veranlasst: Mit Beginn der Saison 1870/71 übersiedelte das Orchester in den „Goldenen Saal“, der bis heute wichtigsten Wirkungsstätte des Orchesters.
© gemeinfrei
Hans Richter
Bei der musikalischen Leitung legen die die Philharmoniker bis heute Wert auf Abwechslung. Doch es gibt wohl keinen Dirigenten, der das Orchester so nachhaltig prägte wie Hans Richter. Seine Amtszeit gilt als „Goldene Ära“ und mit ihm gelang die endgültige Etablierung als Orchester von Weltruf und unvergleichlicher Tradition. Auf Hans Richter folgten Gustav Mahler, unter dessen Leitung mit dem ersten Auslandsgastspiel zur Pariser Weltausstellung 1900 eine neue Ära eigeleitet wurde, Felix von Weingartner, der mit dem Orchester 1922 mehrere Wochen lang zum ersten Mal außerhalb Europas u. a. in Südamerika gastierte, sowie Wilhelm Furtwängler, Clemens Krauss, Richard Strauss, Arturo Toscanini und Bruno Walter.
Dunkles Kapitel inzwischen aufgearbeitet
Ein dunkles Kapitel in der Geschichte wurde erst vor wenigen Jahren restlos aufgerollt: Lange war das Ensemble für die zögerliche Aufarbeitung ihrer Rolle in der Nazi-Zeit kritisiert worden. So hatten etwa Orchestermitglieder bereits vor dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 eine Liste jüdischer Musiker vorbereitet, die ausgeschlossen werden sollten.
© Siegfried Lauterwasser/DG
Herbert von Karajan
Nur wenige Tage nach Kriegsende nahmen die Wiener Philharmoniker ihre Konzerttätigkeit wieder auf. Am 27. April 1945 spielten sie unter der Leitung von Clemens Krauss das erste Konzert im befreiten Wien im Konzerthaus. Die Musiker knüpften an die 1933 begonnene Tradition der Einladung von Gastdirigenten an. Einen besonderen Stellenwert in der Orchestergeschichte nach 1945 nimmt die Zusammenarbeit mit den beiden Ehrendirigenten Karl Böhm und Herbert von Karajan sowie mit Ehrenmitglied Leonard Bernstein ein.
Als privater Verein erhalten die Musiker kein Steuergeld. Angaben zu Umsatz und Gewinn gibt es nicht. Die wirtschaftliche Situation sei aber stabil, heißt es. Die Statuten des Vereins besagen, dass ein Musiker mindestens drei Jahre im Staatsopernorchester gespielt haben muss, bevor er die Aufnahme in den Verein beantragen kann. Seit 20 Jahren können auch Frauen Mitglieder der Philharmoniker werden: Harfenistin Anna Lelkes war die erste – aktuell sind elf der 142 Mitglieder weiblich.
Neue Klänge: Die Wiener Philharmoniker in der Elbphilharmonie Hamburg unter der Leitung von Ingo Metzmacher:
Sonderausstellung in Wien:
„2 x 175 Jahre Philharmoniker: Wien und New York“ von 29. März bis Anfang Januar 2018 im Haus der Musik. Das parallele Jubiläum wird mit einer Ausstellung gefeiert, die in kleinerer Form zuvor bereits im Österreichischen Kulturforum New York zu sehen war.
Termine
Wiener Philharmoniker, Franz Welser-Möst
Schubert: Sinfonie Nr. 2 B-Dur D 125, R. Strauss: Sinfonia domestica F-Dur op. 53 für großes Orchester
Thomas Hampson, Wiener Philharmoniker, Daniel Harding
Wiener Philharmoniker, Daniel Harding
Mahler: Adagio aus der Sinfonie Nr. 10 Fis-Dur & Sinfonie Nr. 1 D-Dur
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