Porträt Murray Perahia

Zum 70. Ehrentag

Dahergelaufene Trends sind ihm zuwider. Murray Perahia liebt das zurückgenommene Unprätentiöse und huldigt dem Werk auf seine ganz eigene feinsinnige Weise

© Felix Broede/DG

Murray Perahia

Murray Perahia

Mühelos ausbalanciert, sich selbst niemals in den Vordergrund stellend, fern von Modeerscheinungen und rezitierten Trends – mit diesen vermeintlich anachronistischen Tugenden gilt der Pianist Murray Perahia als Musiker höchsten Rangs. Bis heute ist der Sohn einer aus Griechenland in die USA eingewanderten sephardischen Familie seinen beiden Vorbildern Rudolf Serkin und Vladimir Horowitz treu geblieben – und damit auch einem unverkennbaren, unprätentiösen Spiel.

Perahia. Ein Name also, welcher unlängst mit dem Bild eines feinsinnigen Virtuosen assoziiert wird, dessen diskrete Bühnenpräsenz sich niemals vor eine Komposition stellen würde und dessen unabdingbare Werktreue und technische Perfektion zu einem eigenen, kompromisslosen Manifest geworden sind. Seinen Aufführungen von Bach und Händel über Mozart und Mendelssohn bis hin zu Schumann, Chopin und Brahms ist ein organisch tanzender Charakter gemein, fernab von protziger Mechanik und überbordender Noblesse. Harmonisch entwickelt sich die Dynamik in seinem Spiel, bestimmt und doch transparent ist sein Klangentfaltung.

© Felix Broede/DG

Murray Perahia

Murray Perahia

Der Pianist wurde am 19. April 1947 in New York geboren und begann bereits im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel. Am Mannes College in New York absolvierte er ein Klavier-, Dirigier- und Kompositions-Studium und betätigte sich zunächst als Kammermusiker, bevor er schließlich 1972 als erster amerikanischer Pianist den renommierten Leeds Klavierwettbewerb gewann. Es folgten zahlreiche nationale und internationale Einladungen, die ihn in die renommiertesten Konzertsäle dieser Welt führten. Darunter sind gemeinsame Arbeiten mit Benjamin Britten und Peter Pears beim Aldeburgh Festival in England (1973) ebenso zu verzeichnen wie Konzerte mit James Levine bei den Salzburger Festspielen, wo er 1989 mit Mozarts Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 467 und den Wiener Philharmonikern debütierte.

Zeit zum Wachsen

© Felix Broede/DG

Murray Perahia

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Doch so reibungslos verlief es nicht immer. Aufgrund einer Verletzung am Daumen musste er jahrelang pausieren. Obwohl er nicht spielen konnte, nutzte Perahia diese Zeit zur intensiven Auseinandersetzung und Beschäftigung mit Musik. Rückblickend habe ihm das Nachdenken über Musik viel Zeit zum Wachsen an sich selbst als Musiker eingeräumt.

Heute erarbeitet sich der Künstler neue Werke mittels einer Formanalyse, bevor es schließlich an die Fingersätze geht, er das Stück über mehrere Wochen einstudiert, um in einem letzten Schritt noch einmal eine Reduktionsanalyse nach dem Wiener Musiktheoretiker Heinrich Schenker zu beginnen. Letztere sei das i-Tüpfelchen, der berühmte „rote Faden“, der dem Weltstar das Geheimnis des Werkes offenbare. So etwa auch bei Bachs Französischen Suiten, für deren Einspielungen Perahia 2016 vielfach gerühmt wurde. Bach – und auch Beethoven und Mozart– zu verstehen, sieht der virtuose Tastenkünstler und mehrfache Grammy- und Echo-Klassik-Preisträger auch mit 70 Jahren noch als Lebensaufgabe an.

Sehen Sie nachfolgend einen Trailer zu Murray Perahias Einspielung der französischen Suiten von Bach:

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