Arena di Verona 2021

Rollenwechsel in der Opernpause

Maria José Siri schreibt Aufführungsgeschichte in der Arena di Verona: Als erste Sopranistin singt sie die weiblichen Hauptpartien in „Cavalleria Rusticana“ und „I Pagliacci“ an einem Abend.

© Michele Monasta

Maria José Siri

Maria José Siri

Die Zwillinge des Verismo sind eindeutig zweieiig: Pietro Mascagni ist der Vater von „Cavalleria rusticana“, Ruggero Leoncavallo jener von „I Pagliacci“. In ihrer Aufführungsgeschichte seit den Uraufführungen von 1890 bzw. 1892 sind die beiden passionsprallen, aber nicht abendfüllenden Opern indes gleichsam zusammengewachsen. Und so stehen sie auch in der Arena von Verona in der laufenden Festivalsaison wieder gemeinsam auf dem Spielplan: in der Neuinszenierung von Michele Olcese und unter der musikalischen Leitung von Marco Armiliato. Doch während die männlichen Hauptpartien für Tenor – Turiddu und Canio – sowie Bariton – Alfio und Tonio – gern gagensparend mit demselben Sänger besetzt werden, benötigt man für Santuzza und Nedda eigentlich zwingend zwei verschiedene Typen von Sängerinnen: Die von ihrem Geliebten Turiddu enttäuschte Santuzza wird üblicherweise mit einem dramatischen Mezzosopran besetzt, die ihren Mann Canio betrügende Nedda indes mit einem deutlich leichteren Koloratursopran.

© Ennevi / Fondazione Arena di Verona

Atemberaubende Kulisse: Arena di Verona

Atemberaubende Kulisse: Arena di Verona

Maria José Siri, die zu den weltweit gefragtesten Sängerinnen der Titelpartien von Verdis „Aida“ oder Puccinis „Madama Butterfly“ gehört, wagt nun das Abenteuer, beide Partien an einem Abend zu singen. Damit schreibt die uruguayische Sopranistin am 22. Juli Aufführungsgeschichte in Italiens größtem Opern Air-Opernfestival, der Arena di Verona. Die Künstlerin freut sich auf die Herausforderung: „Sowohl Santuzza als auch Nedda am selben Abend in der Arena di Verona darzustellen, wird eine wunderbare Erfahrung sein. Für mich als Sängerdarstellerin ist es ein Traum, gleich zwei Rollen an einem Abend zu singen, vor allem wenn es sich um zwei so entgegengesetzte Charaktere handelt. Santuzza wurde von Turiddu verlassen und kämpft um ihn und ihre Würde, während Nedda ihren Mann Canio betrügt und ihn für ihren Liebhaber Silvio verlassen will. In der Inszenierung in der Arena ist Nedda eine Art wiederauferstandene Santuzza: Die beiden Rollen sind miteinander verbunden, als ob Santuzza sich in ihrem nächsten Leben von der Bürde ihrer unterdrückten Weiblichkeit losgelöst hätte.“ Als durchaus moderne Deutung der beiden naturalistischen Stoffe des späten 19. Jahrhunderts wird Maria José Siri somit einen weiblichen Emanzipationsprozess andeuten.

© Ennevi / Fondazione Arena di Verona

Verkörpert Santuzza aus „Cavalleria rusticana“ und Nedda aus „I Pagliacci“ am selben Abend: Maria José Siri

Verkörpert Santuzza aus „Cavalleria rusticana“ und Nedda aus „I Pagliacci“ am selben Abend: Maria José Siri

Maria José Siri feiert Erfolge in aller Welt

In „Cavalleria rusticana“ tritt Siri an der Seite von Murat Karahan als Turiddu und Sebastian Catana als Alfio auf, während sie in „I Pagliacci“ mit Fabio Sartori als Canio, wiederum Sebastian Catana als Tonio und Mario Cassi als Silvio auf der Bühne steht. Maria José Siri lebt seit mehreren Jahren in Verona und tritt in diesem Sommer in gleich drei Produktionen in der Arena auf. Neben „Cavalleria rusticana“ und „I Pagliacci“ ist die Starsopranistin in einer Gala mit Plácido Domingo (30.7.) und in der Titelrolle von „Aida“ (4., 8., 21. & 27. August) zu erleben. Siri sang in den vergangenen Jahre mit großem Erfolg an der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper, der Deutschen Oper und der Staatsoper Berlin, der Hamburgischen Staatsoper, der Semperoper Dresden, dem Gran Teatre del Liceu Barcelona, de Teatro Colón Buenos Aires, dem Bolschoi-Theater Moskau und dem New National Theatre in Tokyo.

Termine

Sonntag, 05.05.2024 18:00 Uhr Kulturpalast Dresden

Verdi: Messa da Requiem

Maria José Siri (Sopran), Varduhi Abrahamya (Mezzosopran), Stefan Pop (Tenor), Michele Pertusi (Bass), MDR-Rundfunkchor, Dresdner Philharmonie, Daniel Oren (Leitung)

Kommentare sind geschlossen.