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Oper im Porträt

Rossini: Der Barbier von Sevilla

Gioachino Rossinis 1816 in Rom uraufgeführte Verwechslungskomödie „Der Barbier von Sevilla“ steht exemplarisch für die Opera buffa.

vonSusanne Bánhidai,

„Ich gebe zu, dreimal in meinem Leben geweint zu haben: als meine erste Oper durchfiel, als ich Paganini die Violine spielen hörte und als bei einem Bootspicknick ein getrüffelter Truthahn über Bord fiel.“ (Gioacchino Rossini)

„Il barbiere di Siviglia“ („Der Barbier von Sevilla“) gilt als Opera buffa par excellence und rangiert unter den zwanzig meistgespielten Opern weltweit. Ihr Schöpfer Gioachino Rossini war bereits zu Lebzeiten sehr erfolgreich. 1792 wurde er in eine Musikerfamilie aus Pesaro hineingeboren und entwickelte sich früh zum produktiven Vielschreiber. Mit achtzehn Jahren hatte er neun Opern für das Theater in Venedig fertiggestellt, insgesamt brachte er es auf fast vierzig Werke für dieses Genre. Außerdem war er eine Ikone des italienischen Lebensstils, ein Lebemann, der als geselliger Gastgeber brillierte. Ein Gericht aus Rinderfilet, Gänsestopfleber und Trüffel ist nach ihm benannt. Unvergessen ist er jedoch in erster Linie für seine Ouvertüren und Arien, vor allem die Komödie war sein Steckenpferd. 1816, er war 24 Jahre alt, wurde „Der Barbier von Sevilla“ in Rom uraufgeführt, damals noch unter dem Titel „Almaviva o sia L’inutile precauzione“ („Almaviva oder Die nutzlose Vorsicht“).

Beachmarchais‘ gleichnamiges Schauspiel diente als Vorbild

Die Verwechslungskomödie nach Art der Commedia dell’arte ist an sich wenig außergewöhnlich. Das Libretto stammt von Cesare Sterbini, der wiederum das Schauspiel „Le barbier de Séville“ von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais als Vorlage benutzte. Viele Figuren dieser Opera buffa sind der Theaterform gemäß überzeichnet, zeigen aber in der Musik durchaus Charakter. Vor allem neigen die Gesangspartien bisweilen zur Stimmakrobatik, ganz wie es die Commedia dell’arte erfordert.

Darstellung des Figaro 1844 am Pariser Théâtre italien
Darstellung des Figaro 1844 am Pariser Théâtre italien

Allen Intrigen zum Trotz siegt am Ende die Liebe

Der Held der Geschichte ist Graf Almaviva, der sich in die junge Rosina verliebt. Um ihr Herz zu gewinnen, reist er nach Sevilla, wo seine Angebetete seit dem frühen Tod ihrer Eltern bei ihrem Ziehvater, dem alternden Apotheker Doktor Bartolo, lebt. Unterstützung bekommt Almaviva dabei von seinem Diener Fiorello und von seinem alten Freund Figaro, dem Barbier von Sevilla. Der macht viele Hausbesuche und geht auch bei Doktor Bartolo ein und aus. Rosina wird bald volljährig und damit heiratsfähig. Ihr strenger Vormund hat sich selbst als Bräutigam auserkoren, um an ihr Vermögen zu kommen. Nun sieht er in Almaviva, der als Student Lindoro verkleidet erfolgreich um Rosina wirbt, einen Konkurrenten und streut Gerüchte gegen ihn. Mit seinem Freund Don Basilio, dem Musiklehrer Rosinas, besingt er im Duett die Macht der Intrige. Überdies sperrt er Rosina ins Haus ein und bereitet die Hochzeit vor. Als falscher Musiklehrer verschafft sich Almaviva alias Lindoro Zugang zu Rosinas Haus, um sie mit Figaros Hilfe zu entführen. Bartolo erwischt die beiden und versucht mit allen Mitteln, Rosina von der Heirat mit „Lindoro“ abzuhalten. Erst als Figaro ein zweites Mal interveniert, kommt es zur opernhaft schnellen Eheschließung der beiden Liebenden.

Bühnenbildentwurf des russischen Malers Alexander Jakowlewitsch Golowin von 1924
Bühnenbildentwurf des russischen Malers Alexander Jakowlewitsch Golowin von 1924

Nur Rossinis unbeschwerte Vertonung des Sujets hält sich auf den Bühnen

Frühere Vertonungen dieses Opernstoffes, etwa von Giovanni Paisiello oder Friedrich Ludwig Benda, sind heute nahezu in Vergessenheit geraten – im Gegensatz zu Rossinis „Barbier“: Prägnante Rhythmen, eingängige Melodien mit volkstümlicher Harmonik und turbulente Ensemble-Szenen mit Chor sorgen für Unterhaltung im unbeschwerten Rossini-Stil. Regisseure und Regisseurinnen weltweit trieben den Siegeszug dieser Oper bis heute immer weiter voran, etwa Jean-Pierre Ponnelle, Kirill Serebrennikov oder Brigitte Fassbaender.

Die wichtigsten Daten und Fakten zu Rossinis „Der Barbier von Sevilla“:

Personen:
Graf Almaviva (Tenor)
Bartolo, Doktor der Medizin, Vormund Rosinas (Bass)
Rosina (Mezzosopran)
Figaro, Barbier (Bariton)
Basilio, Musikmeiser Rosinas, Heuchler (Bass)
Berta, Alte Haushälterin Bartolos (Sopran)
Fiorello, diener des Grafen Almaviva (Bariton)
Ambrogio, Diener Bartolos (Bass)
Offizier (Bass)
Alcade
Notar
Musikanten & Soldaten

Spieldauer: ca. 2,5 Stunden

Uraufführung: 20. Februar 1816 am Teatro Argentina in Rom

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