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Porträt Bryan Cheng

Die Mischung macht’s

Mit seiner Vielseitigkeit und Weltoffenheit bringt der junge Cellist Bryan Cheng frischen Wind in die Klassikszene.

vonEcki Ramón Weber,

Die Musik zum Beruf zu machen war ursprünglich gar nicht der Plan. Musik ist für den 1997 in Ottawa geborenen Bryan Cheng zunächst ein Hobby wie Schwimmen und Fußball. Das Interesse für Klänge wird früh geweckt, als seine ältere Schwester Silvie Cheng Klavierunterricht erhält: Der dreijährige Bryan, der spontan zum Klavierspiel der Schwester tanzt, kann es nicht erwarten, auch ein Instrument zu spielen. Für die ersten Instrumente der Wahl, Schlagzeug und Kontrabass, ist er noch zu jung.

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Aber ein Kindercello, klein wie eine Bratsche, ist möglich. Später wird er Schüler von Yuli ­Turovsky in Montréal, Grün-der des Kammer­orchesters I ­Musici de Montréal. Hier hat Cheng die Möglichkeit, als Solist in Orchesterkonzerten zu spielen. Mit vierzehn feiert er mit seiner Schwester als Cheng² Duo sein Debüt im Kammermusiksaal der New Yorker Carnegie Hall. Trotz dieser frühen Erfolge in der Klassikszene Nordamerikas konzentriert sich Bryan Cheng darauf, Geschichte an der Harvard University studieren. 2014 besteht er die nötigen Zulassungstests.

Alles auf eine Karte

Doch im Herbst des Jahres wendet sich das Blatt. Cheng besucht einen Kurs an der Cello Akademie Rutesheim bei Stuttgart. Er hat Probeunterricht bei Jens Peter Maintz. Und merkt: Die Chemie stimmt. Danach setzt Cheng alles auf eine Karte. Lässt die Harvard-Pläne fahren, bereitet sich auf das Vorspiel an der Universität der Künste in Berlin vor, wo Maintz lehrt. Ab 2015 studiert er in Berlin. Gleichzeitig nimmt seine Karriere in Kanada enorm an Fahrt auf. Als Solist mit den großen kanadischen Orchestern und im Cheng² Duo reihen sich die Auftritte aneinander.

Viel Zeit fürs Studium in Berlin bleibt da nicht, seinen Abschluss macht er Jahre später. Inzwischen wird auch die deutsche Klassikszene auf den talentierten Cellisten aufmerksam. 2018 spielt er in der Elbphilharmonie, 2021 beim Festival „Spannungen“ in Heimbach. Die extrem beglückende Zusammenarbeit mit Stars wie Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas und Gidon Kremer veranlassen Cheng, langfristig in Europa zu bleiben. 2023 hat er sein Debüt in der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Seit 2023 ist er an der Kronberg Academy eingeschrieben, der musikalischen Exzellenz-Schmiede im Taunus, wo er auch Konzerte gibt.

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Bryan Cheng ist offen für alle Musikstile

Das Cheng² Duo hat mittlerweile vier hochgelobte CDs veröffentlicht. Das aktuelle Album von 2023 enthält Werke kanadischer Komponisten mit asiatischen Wurzeln und Arrangements chinesischer Folklore. „Ich liebe die Vielseitigkeit und das große Klangspektrum des Cellos. Damit kann man sehr viele musikalische Welten repräsentieren“, erklärt Bryan Cheng.

So ahmt er auf seinem Instrument mitunter Klänge der chinesischen Laute Erhu oder des indischen Streichinstruments Sarangi nach. Diese Offenheit für viele Musikstile teilt er auch mit seinem ehemaligen Berliner Mitstudenten Leonard Disselhorst vom Vision String Quartet. Gemeinsam haben sie 2020 das Duo ­CelloFellos gegründet. Das Repertoire: Balkan, Folk, Jazz, Tango, Swing, Eigenkompositionen.

Die Verbindung von Solokarriere und Kammermusik, Klassik und anderen Genres schätzt Cheng sehr: „Das ist eine Balance, die ich beibehalten möchte. Ich mag die Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem, Wiederentdeckungen und neuen Werken.“ Sein Ziel: Das Repertoire vergrößern und so mehr Menschen für Musik begeistern. Dies gelingt ihm auch als Residenzkünstler im rumänischen Temeswar, 2023, im Jahr als Kulturhauptstadt Europas für eine Saison geplant, mittlerweile um ein Jahr verlängert.

Album-Tipp:

Portrait

Werke von Ho, Louie, Wiancko & Wijeratne

Cheng² Duo
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