Porträt Fabian Müller
„Ich muss vorne keinen Zirkus veranstalten“
Fabian Müller hat eine ganz persönliche Verbindung zu Bonn und Brahms, doch in seinen Interpretationen geht es ihm gerade nicht um Selbstdarstellung
© Neda Navaee

Fabian Müller
„Talente Entdecken“ heißt die Reihe im kleinen Saal der Elbphilharmonie, wo im September der Pianist Fabian Müller gastiert. „Entdeckt“ wurde das Talent des heute 28-Jährigen natürlich schon mehrfach: zuerst von seiner Familie, in der alle vier Schwestern ebenfalls Instrumente spielten, von seiner ersten Klavierlehrerin Rosemarie Zartner, von Pierre-Laurent Aimard, der ihn als Jungstudent unterrichtete, von der Jury des ARD-Musikwettbewerbs, die ihm 2017 den zweiten Preis verlieh – und schließlich vom Label Berlin Classics, wo er im Oktober eine CD mit Werken von Johannes Brahms veröffentlicht.
Der Pianist aus der Brahmsstraße: Fabian Müller
Zu letzterem hat Fabian Müller eine besondere Verbindung, quasi von Geburt an: seine Familie wohnte in der Bonner Brahmsstraße. Heute zählt Müller den Komponisten zu seinen Lieblingen, auch in Hamburg stehen zwei Brahms-Werke auf dem Programm. „Bei dieser Musik geht es nicht darum, dass der Pianist sich in den Vordergrund spielt, sondern es ist die Vertonung sehr persönlicher Gefühle, die ich versuche, authentisch rüberzubringen,“ sagt Müller. Generell gehe es ihm nicht um Selbstdarstellung am Klavier: „Ich sehe mich nicht als Abkömmling einer Virtuosen-Schule, ich muss vorne keinen Zirkus veranstalten. Auch als Zuhörer möchte ich nicht das Gefühl haben, dass der Künstler auf der Bühne gerade etwas macht, nur um mich zu beeindrucken.“
In Alfred Brendels Wohnzimmer
Beeindruckend ist indes, dass Fabian Müller es mit seiner bescheidenen Art bereits in die Carnegie Hall geschafft hat, im März debütierte er dort mit Beethovens drittem Klavierkonzert. Doch noch mehr erfreut ihn, dass ihm seine Karriere besondere musikalische Treffen ermöglicht: „Vor kurzem durfte ich Alfred Brendel besuchen, wir saßen fünf Stunden in seinem Wohnzimmer, haben an zwei Flügeln gespielt und er hat intensiv und leidenschaftlich mit mir gearbeitet. Und ich habe jetzt die Chance, Kammermusik mit Kollegen zu machen, die ich schon lange bewundere.“
Müller hat dafür in der Bonner Trinitatiskirche die Konzertreihe „Zwischentöne“ ins Leben gerufen. Wo früher sein Vater als Pfarrer predigte, sorgt er nun mit verschiedenen Kammerensembles und Solisten für ein volles Haus. Auf die Frage, ob sich in Bonn nun seine heimliche Fangemeinde versammele, winkt Fabian Müller ab: „Nein, das ist die Fangemeinde der Komponisten.“
Fabian Müller spielt Brahms:
Termine
Sarah Maria Sun, Fabian Müller, Schülerinnen und Schüler aus Duisburg-Marxloh
Fabian Müller, Alfred Brendel
Bomsori Kim, Fabian Müller
Fabian Müller, The Trinity Sinfonia
Fabian Müller, Essener Philharmoniker, Anna Skryleva
Gershwin: An American in Paris & Rhapsody in Blue, Bernstein/Harmon: Candide Suite & Sinfonische Tänze aus „West Side Story“
Fabian Müller, Essener Philharmoniker, Anna Skryleva
Gershwin: An American in Paris & Rhapsody in Blue, Bernstein/Harmon: Candide Suite & Sinfonische Tänze aus „West Side Story“
Fabian Müller, Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi
Fabian Müller, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi
Haydn: Sinfonie C-Dur Hob.I:97 & Sinfonie B-Dur Hob.I:102, Beethoven: Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15
Rezensionen
Rezension Fabian Müller – Klavierwerke von Brahms
Konzentriert
Der junge Pianist Fabian Müller spielt die Intermezzi, Capricci und Balladen wie einer, der eine immense Hörerfahrung hat. weiter