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Porträt Quatuor Arod

Stilvoll und cool

Das französische Quatuor Arod schaffte es bis ins Kino und ist Ensemble in Residence im Mendelssohn-Haus Leipzig.

vonHelge Birkelbach,

Streichquartett-Ensembles benennen sich gerne nach Komponisten, herausragenden Solisten oder Figuren aus der antiken Mythologie. Nicht so das Quatuor Arod. „Wir sind alle Fans von ‚Der Herr der Ringe‘“, erklärt Jordan Victoria, Erster Violinist des 2013 in Paris gegründeten Quartetts. Sowohl Tolkiens Romanvorlage als auch die Film-Trilogie haben sie begeistert, sagt er. „Und der Name klingt einfach gut!“ Arod heißt das Pferd von Legolas, dem Sohn von Elbenkönig Thranduil. In Tolkiens Fantasiesprache Rohirric bedeutet Arod „schnell“. Leicht und feurig ist dieses Pferd – und so könnte man auch annähernd die Spielweise des Quartetts beschreiben. Bereits zu Studienzeiten formte es sich am Pariser Konservatorium, wo die Mitglieder insbesondere von Jean Sulem, dem Bratschisten und Gründer des Rosamunde Quartetts, geprägt wurden.

Frühe Station in der New Yorker Carnegie Hall

Schon ein Jahr nach ihrer Gründung gewannen sie den Ersten Preis beim FNAPEC-Kammermusikwettbewerb, der ihnen die Türen zur ProQuartet-Residenz, dem europäischen Zentrum für Kammermusik, öffnete. Nach Weggang des Bratschisten Corentin Apparailly und des Cellisten Samy Rachid stellte sich das Ensemble neu auf. Mit großem Erfolg. Erste Auftritte in bedeutenden Konzertsälen festigten das Renommee des jungen Quartetts, das die Tageszeitung Le Monde als „stilvoll und cool“ bezeichnete.

Nach weiterem Unterricht beim Quatuor Ébène (besonders bei dessen ehemaligem Bratschisten Mathieu Herzog) und dem Artemis Quartett an der Chapelle Musicale Reine Élisabeth in Brüssel folgten Preise über Preise. 2015 gewann das Quatuor Arod beim Carl-Nielsen-Wettbewerb in Kopenhagen den Ersten Preis sowie zwei Sonderpreise, 2016 folgte der Gewinn des ARD-Wettbewerbs in München. 2017 wurde das Quartett zum „BBC New Generation Artist“ für die Spielzeiten 2017 bis 2019 und zum „ECHO Rising Star“ für die Spielzeit 2018/19 ernannt, was den Musikern im April 2019 die erste US-Tournee ermöglichte. Diese beinhaltete auch einen Auftritt in der berühmten Carnegie Hall. Das war bis dato nur ganz wenigen europäischen Kammerensembles gleich beim ersten Besuch in Amerika vergönnt.

Fusion aus Exzellenz und Gemeinschaftssinn

Im Video-Interview zur Auszeichnung als „ECHO Rising Star“ beschreibt Gründungsmitglied Alexandre Vu sein Ensemble als „eine Person mit vier verschiedenen Instrumenten für unterschiedliche Persönlichkeiten und rechtschaffene Menschen“. Genau diese Haltung, die Fusion aus Exzellenz und Gemeinschaftssinn, interessierte auch den renommierten Dokumentarfilmer Bruno Monsaingeon, als er 2022 das Quatuor Arod für die Kinoleinwand porträtierte. Monsaingeon spricht von vier Virtuosen, jeder für sich ein ausgezeichneter Solist, die als Ensemble tatsächlich Vollkommenheit erreichen. Spannend wird es unter anderem, wenn die Protagonisten in Budapest zusammen mit György Kurtág dessen „12 Mikroludien“ proben. Jordan Victoria erinnert sich lachend: „Wir dachten, wir hätten viel geübt und wären ziemlich bereit. Als er dann mit der Session begann und zweieinhalb Stunden an den ersten acht Takten arbeitete, merkten wir, dass wir überhaupt nicht bereit waren.“

Auf jeden Fall bereit sind die Geiger Jordan Victoria und Alexandre Vu, Bratschist Tanguy Parisot und Cellist Jérémy Garbarg für die neue Saison 2025/26 als Ensemble in Residence am Mendelssohn-Haus Leipzig. Ihr umjubelter Auftritt im Gewandhaus 2023 war sicherlich nicht unerheblich für die Einladung. Die Residenz umfasst zwei Sonntagsmatineen im historischen Musiksalon sowie das Abschlusskonzert der Mendelssohn-Festtage im Gewandhaus.

Album-Tipp:

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Quatuor Arod Erato

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