Rezension Antonio Pappano – Puccini: Turandot
Brutal
Mit einer Starbesetzung hat Antonio Pappano Puccinis letzte Oper erstmals mit dem ungekürzten Schluss aufgenommen.
Für Antonio Pappano war „Turandot“ eine Liebe auf den zweiten Blick. Puccinis letzte Oper, hier mit dem Schluss in der ungekürzten Fassung von Franco Alfano, gerät ihm als kluges Wühlen in der Hyper-Dekadenz und der von Puccini genüsslich ersonnenen Brutalität, bis der Tod ihn an der Vollendung hinderte. Jonas Kaufmann mobilisiert vor allem Kraftreserven, was etwas auf die Schönheit seines Materials schlägt. Sondra Radvanovsky erfüllt für die Titelpartie alle Voraussetzungen inklusive Vorsicht bei hochdramatischen Gipfelstürmen. Ermonela Jaho bestätigt ihren Ruf als führender Puccini-Sopran. Bei ihr stimmt einfach alles bis zu Liùs unsentimentalem Selbstmord. Von den Raumeffekten des phänomenalen Orchesters und Pappanos profitieren auch Michael Spyres bei seinem Vorstoß ins Charakterfach und das sehr differenzierte Ministertrio mit Mattia Olivieri, Gregory Bonfatti und Siyabonga Maqungo.
Puccini: Turandot
Sondra Radvanovsky (Turandot), Jonas Kaufmann (Calif), Ermonela Jaho (Liù), Michele Pertusi (Timur), Michael Spyres (Altoum), Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Antonio Pappano (Leitung)
Warner Classics
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