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Rezension Kate Lindsey – Tiranno

Kühle Leidenschaft

Das Album widmet sich den bösen Untaten in Werken von Monteverdi, Händel, Monari uns Scarlatti. Sopranistin Kate Lindsey gestaltet satte und fahle Farben aus prachtvoll gesetzten Tönen.

vonRoland H. Dippel,

Nero und kein Ende. Die Solokantaten entfalten eine Kette von Scheußlichkeiten wie den Gesangserguss des Kaisers beim Anblick des brennenden Rom, die ambivalenten Tiraden seiner Mutter Agrippina vor ihrer Ermordung, den letzten Seufzer Poppeas nach dem sie und den Fötus in ihrem Leib tötenden Fußtritt Neros, schließlich den Selbstmord des Tyrannen. In diesen den bösen Untaten gewidmeten Album kommt zum bestialischen Ende, was sich in Monteverdis „Poppea“ und Händels „Agrippina“ ankündigt. Kate Lindsey gestaltet satte oder fahle Farben aus prachtvoll gesetzten Tönen, kühler Leidenschaftlichkeit und kalt strömenden Koloraturen. Jonathan Cohen kultiviert dazu trockene Klangreden und manchmal allzu fein gedachte Instrumentalakzente. Die Stimmen zeigen kaum Abscheu vor den Extremsituationen und spielen die ausdrucksgesättigten Kantaten so, als sei Deutlichkeit die bestgeeignete Art einer moralischen Warnung.

Kate Lindsey
Kate Lindsey

Tiranno
Werke von Monteverdi, Händel, Monari & Scarlatti

Kate Lindsey (Mezzosopran), Nardus Williams (Sopran), Andrew Staples (Tenor), Arcangelo, Jonathan Cohen (Leitung)
Alpha (ALP736)

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