Mikhail Pletnev, berühmter Pianist, Dirigent und Komponist, hat dem Trompeter Sergei Nakariakov 2024 ein Trompetenkonzert maßgeschneidert. Jetzt wurde es auf CD eingespielt. Zunächst fällt die Transparenz des musikalischen Satzes auf, Solotrompete und Orchester werfen sich die Bälle zu. Das ist farbenfroh, leichtfüßig, federnd, sogar graziös. Nur leider bleibt es weitgehend dabei. Diese Musik wirkt völlig aus der Zeit gefallen in ihrem Neoklassizismus, ja oftmals Neorokoko-Gepräge. Wie der mittlere Strawinsky, aber ohne dessen raffinierten Biss. Effektvoll, aber ziemlich belanglos bravourös, ja banal und vorhersehbar. Irgendwelche musikalische Ironie blitzt auch auf, im Mittelteil Dramatik, erinnert an manches von Schostakowitsch. Ist aber dann auch schon egal. Dieses Werklein wird bestimmt international sein Publikum finden, vor allem bei den Pletnev-Fans. Den Rezensenten lässt es kalt. Auch wenn alles solide, sogar inspiriert interpretiert wird. Noch ärger, nämlich noch retrospektiver – der Titel verheißt schon nichts Gutes – wird es bei den 14 Mémoires musicales, ebenfalls von 2024. Da gibt es im Orchester Pferdegalopp, Spielzeugtänze, eine Gavotte, Anklänge an Wagner und Tschaikowsky sowie abgestandene Spanienklischees. Schwamm drüber!

Pletnev: Trompetenkonzert & 14 Mémoires musicales
Sergei Nakariakov (Trompete), Rachmaninoff International Orchestra. Mikhail Pletnev (Leitung)
EuroArts