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Bücherfrühling – Kerstin Schüssler-Bach: Simone Young

Porträt im besten Wortsinn

Monografie zeichnet ein aufschlussreiches Bild der australischen Dirigentin Simone Young.

vonMaximilian Theiss,

Kerstin Schüssler-Bachs Monografie über Simone Young ist ein Porträt im besten Sinne, da sich die Autorin gleichsam an den Idealen der Porträtmalerei orientiert: Der Wiedererkennungswert der Person muss möglichst detailgenau gegeben sein, aber auch die Persönlichkeit des Menschen, dessen Charakter und Lebenserfahrung müssen hervortreten mittels Symbolen oder bezeichnender Gegenstände. So fehlen auch nicht Youngs Stiletto-Pumps. Die australische Dirigentin sah sich in ihren Anfängen einem nicht gerade latenten Sexismus ausgesetzt, scherte sich aber wohl herzlich wenig darum. Schüssler-Bach handelt wohldosiert die Frau-am-Pult-Thematik ab, gleichwohl diese natürlich angesprochen werden muss, wenn man über eine „Pionierin am Pult“ schreibt. Die Pumps werden übrigens im Kapitel „Don’t Call Me Maestra“ erwähnt, so viel Ironie muss sein.

Das Porträt zeigt eine Künstlerin, die wie kaum eine andere ihrer Zunft den Spagat zwischen totaler Durchdringung von Kompositionen samt schlafraubender Forschungsarbeiten einerseits und dem Tanz mit der Massentauglichkeit andererseits schaffte. Mit Letzterem machte sich die australische Dirigentin als Intendantin in Hamburg nicht nur Freunde. Auch das wird in diesem Buch beschrieben, welches seine Stärken dort, wo es um Youngs Interpretationen und künstlerische Vorstellungen geht. In seinen biografischen Passagen hat es teils arg chronistische Züge, aber gerade deshalb wird es sicher auch nach der ersten Lektüre immer wieder aus dem Bücherregal gezogen werden.

Buch-Tipp

Album Cover für Simone Young – Pionierin am Pult

Simone Young – Pionierin am Pult

Kerstin Schüssler-Bach Edition text + kritik, 115 Seiten 19 Euro

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