Bücherherbst – Alexandre Tharaud: Zeigen Sie mir Ihre Hände
Poesie, Humor und viel Klavier
Pianist Alexandre Tharaud komponiert mit Worten.
© Marco Borggreve

Alexandre Tharaud
Er spielt niemals auswendig, besitzt kein eigenes Instrument und lässt auch sonst viele der üblichen Attribute eines Star-Pianisten an sich abperlen. Trotzdem füllt Alexandre Tharaud große Säle, weil er sich den Ruf erworben hat, sein Repertoire mit unprätentiöser Akkuratesse und federleichter Eleganz zu verfeinern. Mit seinem ersten Buch enthüllt der Franzose, dass er auch feinfühlig mit Sprache umgehen kann. Entlang des roten Fadens, den seine – mitunter durchaus skurrilen – Erlebnisse als Solist bilden, leuchten Exkurse schlaglichtartig in die Musikgeschichte hinein. So erfährt man, wie sich die Technik des Klaviers entwickelt hat, weshalb Pianisten seit 200 Jahren im Profil zum Publikum spielen und warum man sich in Frankreich mit dem Fäkalausruf „Merde!“ viel Glück vor einem Konzert wünscht.
Mit entwaffnender Offenheit
Vor allem aber gewährt der Pianist, dessen Hotelzimmernummern immer durch neun teilbar sein müssen, der eine Faszination für Chansonsängerin Barbara und eine Aversion gegen Cocktailempfänge hat, Einblicke in seine persönlichen Lebensumstände und emotionalen Befindlichkeiten. Und das mit entwaffnender Offenheit, gelegentlichen poetischen Anflügen und subtilem Humor.
Buch-Tipp
Termine
Angélique Kidjo, Alexandre Tharaud
Lieder von Baker, Piaf, Brassens, Gainsbourgh u. a.
Alexandre Tharaud, Beethoven Orchester Bonn, Dirk Kaftan
Copland: Fanfare for the Common Man, Price: Ethopia’s Shadow in America, Nante: Klavierkonzert „Luz de lejos“, Chaplin: Modern Times-Suite
Alexandre Tharaud, Beethoven Orchester Bonn, Dirk Kaftan, Auma Obama
Copland: Fanfare for the Common Man, Price: Ethopia’s Shadow in America, Chaplin: Modern Times-Suite
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