Christian Gerhaher: Schubert – Der Zwerg D 771
Anfang 2020 war ich mit einem Schubert-Programm auf Tournee. Davor habe ich viele Aufnahmen von Kollegen gehört, insbesondere die von Christian Gerhaher: Seine Aussprache und Artikulation sind unbeschreiblich klar, und seine Art zu singen hat mir imponiert. „Der Zwerg“ passt nicht zu meiner Stimme, aber ich wäre glücklich, wenn es so wäre!
Nina Simone:
Little Girl Blue
Zu meinem 40. Geburtstag bekam ich von meinen Freunden meine erste Vinyl-Platte geschenkt und kaufte mir wenig später ein Album von Nina Simone. Die meisten kennen „My Baby Just Cares For Me“, doch an den titelgebenden Track der Platte erinnern sich nur wenige. Sie fängt mit ein paar Tönen auf dem Klavier an, dann kommt diese zarte, beseelte Stimme dazu – fast magisch. Ich könnte das immer und immer wieder hören!
Quatuor Ébène: Beethoven – Große Fuge B-Dur op. 133
Als ich die „Große Fuge“ als Teenager zum ersten Mal hörte, war das ein großer Schock für mich. Dieses Stück ist kompliziert, eine Ode an Bach – im Alter kehren alle Komponisten zu ihm zurück. Ich kenne kein Stück von Beethoven, das so klingt. Es geht über die Musik hinaus ins Metaphysische.
L. Hunt Lieberson: Händel – As With Rosy Steps The Morn aus „Theodora“
Von Lorraine Hunt Lieberson kann man lernen, was es heißt, der Musik zu dienen. Wenn ich den Sesto in Händels „Giulio Cesare“ singe, höre ich sie in meinem Kopf. Bei ihr geht es nicht um Schönheit, sondern um Ausdruck, Spannung, Schmerz: Für mich ist sie die Maria Callas der Barockmusik.
Jacob Collier: The Christmas Song
(Chestnuts Roasting On An Open Fire)
Mein Freund Christian Pierre La Marca erzählte mir von diesem verrückten Typen auf Youtube. Was soll ich sagen: Jacob Collier ist großartig und hat soviel Spaß an dem, was er tut! Mit seinem fantastischen Gehör und seiner Vorstellung von Klang, die ich so noch nicht kannte, ist es kein Wunder, dass er im letzten Jahr drei Grammys gewonnen hat.
Samson François: Ravel – Adagio assai aus Klavierkonzert G-Dur
Ich bin ein großer Fan von Samson François! Er erinnert mich an Serge Gainsbourg: Mit einem Glas Whiskey in der Hand, Zigarette im Mund, in abgetragenen Klamotten. Samson François ist ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht zu clean sein darf, sondern Ecken und Kanten haben muss, um Eindruck zu hinterlassen.