Festival Krzyżowa-Music 2018
Musikalische Begegnungen
Erst 2015 wurde das Festival Krzyżowa-Music gegründet und hat schon jetzt ein schlesisches 200-Seelen-Dorf zu einem kulturellen Hotspot gemacht
© Geert Maciejewski
Krzyżowa-Music, Teilnehmer der Workshops beim Festival
Nur zweihundert Menschen leben im polnischen Krzyżowa, gelegen zwischen goldenen Weizenfeldern vor dem Panorama des Eulengebirges. Rund sechzig Kilometer sind es nach Breslau, in die europäische Kulturhauptstadt von 2016 mit ihrer lebendigen Kulturszene und pittoresken Altstadt. Doch auch Krzyżowa ist mittlerweile ein kultureller Hotspot geworden: Seit 2015 macht das Kammermusikfestival Krzyżowa-Music das barocke Gut Kreisau im Sommer für rund fünfzig Musiker aus der ganzen Welt zu einem Ort der internationalen Begegnung und des musikalischen Austauschs.
Auch in diesem August erhalten Nachwuchstalente hier wieder die Gelegenheit, zwei Wochen lang mit weltweit gefragten Künstlern zusammenzuarbeiten und Erfahrungen auszutauschen – auf Augenhöhe mit bekannten Größen der Klassik wie dem Violinisten Kolja Blacher, der Klarinettistin Sabine Meyer oder dem Cellisten des Fauré-Quartetts Konstantin Heidrich. Die Ergebnisse ihrer Proben sind in der Mehrzweckhalle des Gutes und in malerischen Kirchen, Synagogen und Schlössern der Region zu erleben. Im Anschluss bringen einige Musiker eine Auswahl des Programms auf der Spätsommertournee in Warschau, Krakau und Norddeutschland zu Gehör.
Ein Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde
Der abgeschiedene Ort des Festivals ist bewusst gewählt: Im Berghaus von Gut Kreisau trafen sich 1942 und 1943 die Mitglieder des Kreisauer Kreises und planten einen demokratischen Neubeginn in Deutschland und ein friedliches Europa nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes. Viele von ihnen bezahlten für diesen Ideenaustausch mit dem Leben – auch der Gutsbesitzer Helmut James von Moltke. Als Helmut Kohl und der damalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki 1989 auf dem Gut eine deutsch-polnische Versöhnungsmesse abhielten, wurde hier erneut Geschichte geschrieben. Seit 1998 befindet sich hier eine europäische Jugendbegegnungsstätte.
Für Viviane Hagner, weltweit konzertierende Geigerin und künstlerische Leiterin des Festivals, ist das der perfekte Ort für Krzyżowa-Music: Wie sein Vorbild, das US-amerikanische Festival „Marlboro Music“, soll das Festival nicht nur Musizieren auf höchstem Niveau ermöglichen, sondern auch zum Nachdenken anregen.
Das Festival Krzyżowa-Music verbindet Musik mit einem Symposium
Dazu gehört auch ein Symposium, kuratiert von Dr. Robert Żurek von der Stiftung Kreisau und dem jungen russischen Cellisten Alexey Stadler. Ihre zentrale Frage: Können Künstler überhaupt unpolitisch sein? Den Schwerpunkt bilden die Polarität 1918/2018 und die musikalischen Vorreiter der Wiedergeburt des polnischen Staates im Rahmen der europäischen Neuordnung. Das Thema wird auch musikalisch aufgegriffen, etwa mit der Violinsonate von Ignacy Jan Paderewski.
Der polnische Komponist war maßgeblich an der Wiedergründung des polnischen Staates beteiligt und wurde 1919 Polens erster Ministerpräsident. Die Synergie von Symposium, inspirierenden Proben und hochkarätigen Konzerten können die Besucher direkt vor Ort erleben: Auf Gut Kreisau gibt es auch ein Hotel und eine Jugendherberge sowie ein Restaurant.
Die künstlerische Leiterin Viviane Hagner über das Krzyżowa-Music:
Die Festivaldaten im Überblick:
Krzyżowa-Music
Zeitraum: 16.-26.8.2018
Mit: Viviane Hagner, Sabine Meyer, Clemens Trautmann, Sibylle Mahni, Matthias Kirschnereit, Volker Jacobsen, Kolja Blacher u. a.
Ort: Krzyżowa
Termine
Fatma Said, Sabine Meyer, Malcolm Martineau
Werke von Mozart, Schubert, Spohr, Lachner & Mendelssohn
Fatma Said, Malcom Martineau, Sabine Meyer
Fatma Said, Sabine Meyer, Malcolm Martineau
Lachner: Seit ich ihn gesehen op. 82, Schumann: Seit ich ihn gesehen op. 42/1, Mendelssohn: Andante aus Klarinettensonate Es-Dur, Spohr: Sechs deutsche Lieder (Auswahl), Mozart: Chi sà, chi sà, qual sia KV 582 & Ah! Spiegarti, oh Dio KV 178, Schubert: Der Hirt auf dem Felsen D 965
Fatma Said, Sabine Meyer, Malcolm Martineau
Lachner: Seit ich ihn gesehen op. 82, Schumann: Seit ich ihn gesehen op. 42/1, Mendelssohn: Andante aus Klarinettensonate Es-Dur, Spohr: Sechs deutsche Lieder (Auswahl), Mozart: Chi sà, chi sà, qual sia KV 582 & Ah! Spiegarti, oh Dio KV 178, Schubert: Der Hirt auf dem Felsen D 965
Fatma Said, Sabine Meyer, Gülru Ensari
Werke von Mozart, Schubert, Spohr, Lachner & Mendelssohn
Sabine Meyer, Nils Mönkemeyer, William Youn
Sabine Meyer, Armida Quartett
Sabine Meyer, Wiener Symphoniker, Enrique Mazzola
Sabine Meyer, Alliage Quintett, Reiner Wehle
Sabine Meyer, Alliage Quintett, Reiner Wehle
Rezensionen
Rezension Sabine Meyer – Schubert: Oktett
Daseinsfreude und Melancholie
Die Musiker rund um Sabine Meyer finden eine gute Balance zwischen sinfonischer Klangentfaltung und kammermusikalischer Feinarbeit. weiter
CD-Rezension Sabine Meyer
Wenn Holz zu singen beginnt
Als hätte Mozart ihr diese Konzert-Arien auf den Klarinetten-Leib geschrieben: Gleich auf mehreren Instrumenten lässt Sabine Meyer die eigentlich für die menschliche Stimme vorgesehenen Kleinode funkeln weiter
Buch-Rezension Sabine Meyer
Portrait auf Augenhöhe
Der Titel schmeißt sich mächtig ran: „Weltstar mit Herz“. Inhaltlich wird es dann doch sehr viel differenzierter: Die Musikjournalistin Margarete Zander hat über Jahre die Karriere der Klarinettistin Sabine Meyer beobachtet und sie immer wieder getroffen, bei Proben, bei Konzerten,… weiter