Opern-Kritiken
Lesen Sie Opernkritiken von aktuellen Premieren, Uraufführungen und Saisonhighlights aus Deutschland und europäischen Metropolen verfasst von Experten.
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Manege frei fürs Welttheater
(Stuttgart, 21.11.2021) Vor allem in seiner Personen(ver-)führung ins Destruktive läuft Stephan Kimmig zur Hochform auf, überlässt nach diesem Vorabend zum neuen Nibelungenring jedoch diversen Regiekollegen das Feld. Cornelius Meister hält am Pult zusammen, was bei dem gewagten szenischen Zugriff auch mal auseinanderzudriften droht.
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Trostlose Heimkehrertragödie
(Weimar, 13.11.2021) Keine Spur von Verzauberung und suggestiver Gestaltung: Bei Regisseurin Nina Gühlstorff wird Monteverdis zweite erhaltene Oper zu einer Anleitung zum Unglücklichsein.
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Unterwegs im Koffergebirge
(Berlin, 12.11.2021) Mit dem nachgereichten „Siegfried“ ist Stefan Herheims und Donald Runnicles‘ neuer Nibelungen-„Ring“ an der Deutschen Oper nun komplett. Bühnenzauber und Bemühtes, Kluges und Kitschiges stehen in der szenischen Deutung durchweg unvereinbar nebeneinander.
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Kleine Geschenke mit Hintersinn
(6.11.2021) Damiano Michieltetto erzählt Rossinis Aschenputtel-Märchen geschickt als Geschichte der Gegenwart, nach den dunklen Abgründen in der Komödie sucht er nicht. Mezzo-Jungstar Emily D’Angelo gibt eine modern selbstbewusste Titelfigur.
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Maskenpflicht
(Frankfurt am Main, 31.10.021) Tobias Kratzer inszeniert Carl Nielsens komische Oper „Maskerade“ mit verblüffend leichter Hand, Titus Engel schwelgt mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchesters lustvoll im Wechsel der Temperamente und Stile dieser großen Nationaloper der Dänen.
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Nymphomaner Barock
(Mailand, 30.10.2021) Dank Christophe Rousset verströmt Franceco Cavallis Musik den Duft des Erotischen einer durchgeknallten Gesellschaft, in der Götter und Menschen in multiplen Verkleidungen übereinanderpurzeln. David McVicar setzt das Wunderwerk mit sehr viel Poesie in Szene.
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Zu viele Nasen sind auch keine Lösung
(München, 24.10.2021) Kirill Serebrennikov und Vladimir Jurowski eröffnen mit Schostakowitschs Jugendstreich eine neue Ära an der Bayerischen Staatsoper, die fortan Serge Dorny als Intendant leitet.
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Schaut auf diese Stadt
(Leipzig, 23.10.2021) Ein Meilenstein auf dem Weg zu „Wagner 22“ wird bejubelt: Der Brite David Poutney blickt auf die deutscheste, komödiantischste und menschlichste Wagneroper wie von oben. Ulf Schirmer sorgt mit dem Gewandhausorchester für einen flott lebensprallen Wagnerklang und mustergültige Wortverständlichkeit.
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Wagner-Eldorado Chemnitz
(Chemnitz, 23.10.2021) Triumphal: Elisabeth Stöppler führt kriminologisch zugespitzte Wagner-Regie, Annika Hallers kreiert beredte Schauräume, Gesine Völlms Kostüme liefern ganze Romankapitel an Details, GMD Guillermo Garciía Calvo holt Entfesselung aus klagenden, schmelzenden und vernichtenden Melodien.
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Vierfacher Belcanto
(Genf, 22.10.2021) Ein Debüt mit Folgen: Sopran-Zauberfrau Elsa Dreisig wagt sich erstmals an eine Belcanto-Königin Donizettis und hinterlässt einige Fragezeichen. Das Regieteam um Mariame Clément und Julia Hansen versteht genau, was der Belcanto braucht und was nicht.
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Sopranisten-Bravour für Johann Christian Bach
(Eisenach, 17.10.2021) Ein De-Luxe-Plädoyer für den Bachsohn, der fast schon Mozart übertrumpft: Dirigent Juri Lebidev als ein Sänger- wie Instrumente-Versteher und Dominik Wilgenbus als Regisseur sorgen für eine fulminante Wiederentdeckung.
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Alles nur Theater
(Berlin, 17.10.2021) Die großen Fragen von Wagners „Ring“ lässt Stefan Herheim unbeantwortet, große Schau- und Unterhaltungswerte bietet seine Inszenierung allemal. Sir Donald Runnicles und sein Orchester sind dafür wieder in Spitzenform.
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Senta im Kino-Fieber
(Meiningen, 16.10.2021) Es braucht gar kein Meeresrauschen, um Wagners psychische Bruchstellen zu verdeutlichen: GMD Philippe Bach und Regisseur Kay Metzger setzen die große Wagner-Tradition am einzigen Staatstheater Thüringens eindrucksvoll fort.
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Im Zirkus des Krieges
(Bonn, 10.10.2021) Erstaunlich aktuelle Fraternisierungsoper: Regisseur Jürgen R. Weber und Dirigent Daniel Johannes Mayr stellen Rolf Liebermanns Opera semiseria nach 62 Jahren erneut auf den Prüfstand – und beweisen ihre erschreckende Wirkungsmacht.
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Belcanto aus dem Regie-Kühlschrank
(2.10.2021) Peter Konwitschny zeigt auch bei Bellini mit dialektischem Nachdruck allerhand menschliche Desaster, er erweist sich dabei indes immun gegen das sinnliche Fluidum des italienischen Repertoires.
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Aus dem Inneren einer Diktatur
(Leipzig, 1.10.2021) Es wagnert ganz ohne Wagner: Viktor Ullmanns visionäres Bühnenweihespiel „Der Sturz des Antichrist“ von 1935 eröffnet die Saison als enorm ambitionierte Wiederentdeckung.
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Frauen-Schlachtfeld
(Neustrelitz, 25.9.2021) Die Humperdinck-Renaissance jenseits des Dauerbrenners „Hänsel und Gretel“ nimmt zum 100. Todestag Fahrt auf: Jasmin Solfagharis bunter Bühnenzauber erobert das Publikum im Sturm.
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Die Welt als Theater oder die Poesie der Musik
(Halle, 18.9.2021) An der Oper Halle gibt der neue Intendant Walter Sutcliffe seinen Einstand mit einer eigenen Inszenierung von Benjamin Brittens „Ein Sommernachtraum“.
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Russland im surrealistischen Schweben
(Genf, 13.9.2021) Regisseur Calixto Bieito und Dirigent Alejo Pérez erfinden Prokofjews Tolstoi-Monumentaloper und sich selbst zur Saisoneröffnung neu.
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Der Best Ager und die Spaßhyäne
(Magdeburg, 11.9.2021) Karen Stone bringt in ihrer letzten Magdeburger Spielzeit als Generalintendantin das Mehrspartenhaus zum Leuchten: Zum Beginn der Abschiedssaison inszeniert sie Verdis genialhumorigen Schwanengesang mit fein gezimmertem doppeltem Boden.
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„Kein Stress bei Bach!“
Cellist Kian Soltani über den richtigen Zeitpunkt für bestimmte Stücke, jahrelange Weihnachtsvorbereitungen und über Wettkämpfe an der Spielekonsole.
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