Alles aus der Welt der Oper
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Die Party zum Weltuntergang
(Frankfurt am Main, 5.11.2023) In György Ligetis 1978 uraufgeführter, wunderbar frisch gebliebener Anti-Anti-Oper zündet der russische Regisseur Vasiliy Barkhatov ein Feuerwerk an Opulenz.
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Wenn Pferde Hüte fressen
(Basel, 4.11.2023) Herbert Grönemeyer und Herbert Fritsch machen sich gemeinsam über einen Boulevard-Klassiker her.
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Magie des Wiederhörens
Sie wird innig geliebt und heftig geschmäht: Am Format der Operngala scheiden sich die Geister in Wiederholungstäter und Totalverweigerer. Zeit für eine Hommage.
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Reisen in das Märchenland
Schon wieder „Hänsel und Gretel“? Wer das Lebkuchenhaus satt hat, findet im November so manch märchenhafte Alternative.
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Happy Birthday, Mr. Herodes!
(Hamburg, 29.10.2023) Dmitri Tcherniakov und Kent Nagano verständigen sich auf eine präzise ausgearbeitete Strauss-Lesart des bitterbösen schönen Scheins und bescheren der Staatsoper nach ihrer grandiosen gemeinsamen „Elektra“ nun erneut einen Triumph. Die Besetzung der Salome mit Asmik Grigorian beschert dem Haus an der Dammtorstraße eine sängerische Sensation.
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Cannabis, Sex, Neonröhren
(München, 30.10.2023) Die Mozart-Neuinszenierung des aus Kasachstan stammenden Regisseurs Evgeny Titov stellt menschliche Motorik vor emotionale Einmaligkeit – und wird zur Premiere frenetisch beklatscht. Stefano Montanari steuert mit dem präzise wie erregend spielenden Bayerischen Staatsorchester Feinschliff, Brio und Brillanz auf höchstem Niveau bei.
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Wohltemperiert und freundlich
(Leipzig, 28.10.2023) Matthias Davids, designierter Regiedebütant in Bayreuth, inszeniert politisch korrekt, aber frei von Dialektik. Jonathan Darlington verströmt mit dem Gewandhausorchester Alte-Musik-Lockerheit.
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Einfach magisch
(Genf, 27.10.2023) Die Zutaten aus der Zauberkiste des Daniele Finzi Pasca wirken Wunder, um Ástor Piazzollas „Tango operita“ jenseits der Klischees der Bars und Bordelle von Buones Aires in ein zeitloses Gesamtkunstwerk von unglaublicher Schönheit zu transformieren.
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Stehoper als Psychodrama
(Wuppertal, 22.10.2023) Die größten Helden des Abends sind das Sinfonieorchester Wuppertal und dessen Chef Patrick Hahn. Der Mehrwert von Martin Anderssons wogenden Videowelten in „Tristan und Isolde“ bleibt hingegen begrenzt.
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Mozart-Lichtblick in München
(München, 22.10.2023) Regisseur Josef E. Köpplinger schafft mit seiner neuen „Zauberflöte“ am Gärtnerplatztheater möglicherweise einen neuen Münchner Standard. Ensemble und Orchester setzen musikalische Glanzpunkte.
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Himmlische Hölle, höllischer Himmel
(Münster, 21.10.2023) Musikalisch beweist Franz Schrekers letzte Oper Großformat – dank des Sensoriums von Kapellmeister Henning Ehlert und des Sinfonieorchesters Münster für Schrekers Selbstparodien seines früheren Stils.
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Hokus Pokus Fidibus
(Detmold, 21.10.2023) Das einzige international bedeutende schweizerische Werk für das musikalische Unterhaltungstheater ist eine famose Wiederentdeckung, für die Milena Paulovics grundmusikalisch alle Regie-Register zieht: Sie nimmt Paul Burkhards 1950 am Münchner Gärtnerplatztheater uraufgeführtes mixtum compositum als Steilvorlage.
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Die Schuhe der Färberin
(Lyon, 17.10.2023) Der genialische Musikdirektor Daniele Rustioni schärft die Modernität des märchenhaften Wunderwerks von Richard Strauss. Regisseur Mariusz Treliński setzt auf einen symbolischen Realismus von großer psychologischer Dichte. Das Quintett der Hauptpartien triumphiert.
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Melodienseliges Spätwerk
(Annaberg, 14.10.2023) Lange Zeit war er ebenbürtiger Rivale Puccinis, nun feiert der 1942 verstorbene italienisch-jüdische Komponist Alberto Franchetti seine Renaissance – mit einer posthumen Uraufführung.
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Revolte im Theater
(Kassel, 13.10.2023) In der Raumbühne des Staatstheaters Kassel ist die Carmen los – Intendant Florian Lutz hat das Spektakel inszeniert. Mitmachtheater inklusive.
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Besser spät als nie
Einst vergöttert, dann verfemt, schließlich fast vergessen: Es wird höchste Zeit, dass die Opern von Alberto Franchetti wieder auf die Spielpläne kommen.
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Don Juan als weibliches Kopfkino
(Graz, 8.10.2023) Die slowenische Komponistin Nina Šenk gewinnt den 8. Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerb des österreichischen Bundeslandes Steiermark. Ihre die „Don Juan“-Legende aus weiblicher Perspektive erzählende Oper besticht durch subkutane Sinnlichkeit, berückende instrumentale Klangfarben und einen berührenden zeitgenössischen Belcanto.
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Eine musikalische Offenbarung
(Dresden, 7.10.2023) Mit Giacomo Puccinis Schwanengesang „Turandot“ eröffnet Intendant Peter Theiler seine letzte Saison an der Semperoper Dresden. Die überragende musikalische Qualität kommt dabei einer Offenbarung gleich – und überstrahlt am Ende die inszenatorischen Mängel.
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Im Licht verirrt
(Berlin, 3.10.2023) Calixto Bieito, der einstige Regieberserker, setzt in Verdis Ägyptenoper auf die Intimität des Kammerspiels; doch seine „Aida“-Inszenierung verebbt schnell als gewolltes Thesentheater. Zum Glück ist die Besetzung vom Feinsten – und Maestro Nicola Luisotti weiß genau, worauf es bei Verdi ankommt.
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Legendäre Frauen im Fokus
Fünf starke Frauenfiguren erobern im Oktober das Tanztheater in Deutschland.