Wo sich vor gut zweitausend Jahren noch Gladiatoren in blutigen Kämpfen die Köpfe einschlugen, erhebt sich heute eine Bühne, auf der die Leidenschaften nicht mehr mit Schwertern, sondern mit Stimmen entfesselt werden. Bereits seit 1913 verwandelt sich die eindrucksvolle Arena di Verona regelmäßig in einen der spektakulärsten Opernschauplätze der Welt, und so wird sie in diesem Sommer abermals Schauplatz von Giuseppe Verdis „Nabucco“. Dem Werk also, das die Karriere des Komponisten seit seiner Mailänder Uraufführung 1842 erst so richtig entfachte. Mit einer modernen Lesart des Klassikers, ausgestattet mit futuristischen Tableaus und strahlenden Lichteffekten, lässt wiederum der italienische Regisseur Stefano Poda im imposanten Rund der antiken Spielstätte ein Spannungsfeld zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen Monument und Vision entstehen.
Im künstlerischen Zentrum des Abends steht die – in medialer wie politischer Hinsicht noch immer viel umstrittene – russische Sopranistin Anna Netrebko, die als Abigaille eine Figur verkörpert, die von Gier und verletzter Eitelkeit ebenso getrieben ist wie von unbändiger Sehnsucht nach Liebe. Verdis frühes Meisterwerk entfaltet hier seine ganze archaische Kraft – als Drama über Macht, Glauben und Befreiung, das sich in den Chören ebenso verdichtet wie in den großen Monologen der Solisten, spätestens jedoch, wenn der berühmte Gefangenenchor „Va, pensiero“ über dem nächtlichen Amphitheater erklingt. Am Pult steht der israelische Dirigent Pinchas Steinberg, die Titelpartie singt der mongolische Bariton Amartuvshin Enkhbat.
concerti-Tipp:
Verdi: Nabucco aus der Arena die Verona
Anna Netrebko (Abigaille), Amartuvshin Enkhbat (Nabucco), Galeano Salas (Ismaele), Christian Van Horn (Zaccaria), Francesca Di Sauro (Fenena), Pinchas Steinberg (Leitung), Stefano Poda (Regie)
Sa. 30.8.2025, 20:15 Uhr
3sat
