Strahlend, transparent und bis in die kleinste Nuance fein austariert: So klang Gustav Mahlers siebte Sinfonie mit dem Lucerne Festival Orchestra unter der Leitung des italienischen Maestro Riccardo Chailly im Eröffnungskonzert des Lucerne Festival 2024. Wer sich auf das rund 80-minütige Werk einlässt, erlebt nicht weniger als eine Reise durch die Extreme menschlicher Erfahrungswelten. Schönes trifft auf Groteskes, die Liebe klingt ebenso an wie der Tod, majestätische Erhabenheit steht neben Trivialem.
Ein Ruderschlag verhilft Mahler zur Sinfonie
Einzigartig im Schaffen Mahlers sind die beiden „Nachtmusiken“. In der ersten wecken Herdenglocken Assoziationen an ein ländliches Idyll, die zweite indes erinnert mit ihrem markanten Einsatz von Gitarre, Harfe und Mandoline an einen romantisch-poetischen Abend. „Ich hatte den Eindruck absoluten Friedens, basierend auf künstlerischer Harmonie. Etwas, das mich in Bewegung setzen konnte, ohne rücksichtslos mein Gleichgewicht zu stören“, sagte Arnold Schönberg einmal über das Werk.
Dass dieses aber überhaupt fertiggestellt wurde, ist der Überlieferung nach einem Zufall zu verdanken. Denn weder die ruhige Stimmung in seinem Komponierhäuschen noch eine Wanderung in den Dolomiten halfen Mahler über seine Schreibblockade nach Vollendung der Nachtmusiken hinweg. Erst eine Fahrt über den Wörthersee sorgte für die Befreiung: „Beim ersten Ruderschlag fiel mir das Thema der Einleitung zum ersten Satze ein“, heißt in den Erinnerungen seiner Frau Alma Mahler. Vier Wochen später war die Sinfonie zu Papier gebracht.
3sat zeigt heute Abend um 20:15 Uhr eine Aufzeichnung des Konzerts aus dem KKL Luzern im TV.
concerti-Tipp:
Lucerne Festival 2024 – Riccardo Chailly dirigiert Mahlers siebte Sinfonie
Lucerne Festival Orchestra, Riccardo Chailly (Leitung)
Sa. 18.10.2025, 20:15 Uhr
3sat